Herminator - die Geburtsstunde einer Legende

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      Herminator - die Geburtsstunde einer Legende

      Bis zum 13. Februar 1998 hatte Ski-Superstar Hermann Maier zehn Weltcup-Siege auf dem Konto gehabt und war als großer Favorit zu den Olympischen Spielen nach Nagano gereist. Dass der Salzburger dort Geschichte schreiben würde, hätte wohl auch er nicht vermutet.

      Schon in den Trainingsläufen war der damals 25-Jährige immer im Spitzenfeld zu finden. Doch die Abfahrt selbst musste aufgrund der Wetterlage immer wieder nach hinten verschoben werden. Das für den 8. Februar geplante Rennen über 3.289 Meter konnte erste am 13. ausgetragen werden. Die neuen Bedingungen wurden Maier dann zum Verhängnis.

      "Die Sonne schien wieder, und die Verhältnisse waren viel schneller als im letzten Training, das sechs Tage zurücklag. Und ein Richtungstor war ganz offensichtlich versetzt. Kein Wunder, dass es dort neben mir elf andere Läufer erwischte", schreibt der Salzburger in seinem Buch "Das Rennen meines Lebens".

      Der starke Rückenwind sorgte für den Rest. Maier, von unbändigem Siegeswillen angetrieben ("Ja, ich bin auf dem Weg zu Gold"), war viel zu schnell unterwegs und nach nur knapp 20 Sekunden wurde der Flachauer, der mit Startnummer vier ins Rennen gegangenen, auf einer langgezogenen Rechtskurve jäh gestoppt.

      "Und jetzt?"
      "Diese langgezogene Rechtskurve. Ich bleibe bei meiner engen, superschnellen Linie. Ich gebe Druck, doch dann streife ich mit dem Schuh den Schnee, der Außenski rutscht unten weg, ich drücke dagegen. Das löst eine Trampolin-Wirkung aus", erklärt Maier die Ursachen seines Sturzes, bei dem "Kräfte frei wurden, die keiner durchdrücken kann".

      Der damals 25-Jährige glaubte noch in der Luft an ein Happy End: "Wenn ich weiterflieg', fallen die Ski durch die Schwerkraft wieder nach unten, und dann fahr ich wieder. Um zu gewinnen, muss ich ja schneller sein als alle anderen."



      Video Maiers Jahrhundertsturz

      Plötzlich sieht er die Welt aus einem anderen Blickwinkel: "Wahnsinn, jetzt schau ich schon senkrecht nach unten. Ich seh ja alles verkehrt." Ab dem Moment wurde Maier erst klar, dass er einen Sturz nicht mehr vermeiden konnte.

      "Es geht nur mehr um Schadensbegrenzung. Nur nicht mit dem Kopf aufschlagen", sind Maiers Gedanken vor der Landung. "Ich drehe den Kopf so gut es geht zur Seite und detoniere mit Schlüsselbein und Schulter in den japanischen Schnee. Ich richte mich auf und rase mit den Füßen voran weiter."

      Der Salzburger flog noch durch drei Fangzäune, ehe er im Schnee stecken blieb und kurz darauf in die TV-Kamera winkte. Maier kam bis auf Prellungen des rechten Knies und der linken Schulter glimpflich davon.

      Fotograf am richtigen Platz
      Ein Mann sorgte dafür, dass der spektakuläre Flug von Maier um die Welt ging: Carl Yarbrough, ein US-Fotograf von "Sports Illustrated", schoss das einzige Foto, das existiert. Der US-Amerikaner hatte sich durch alle Absperrungen geschwindelt und sich ein Podest genau dort errichtet, wo man die beste Sicht auf die S-Kurve hatte.
      "Meine Nikon macht zwölf Schuss pro Sekunde. Ich spüre einen Luftzug - Maier schoss knapp an mir vorbei, schlug auf, purzelte noch über meine Jacke, überschlug sich mehrmals und blieb liegen. Wenig später klingelt mein Handy. Am anderen Ende mein Chef: Na, hast du das Foto? Ich: Wenn der Film unten heil ankommt, haben wir ein Titelbild."

      Und dieses Bild zierte dann 3,5 Millionen Exemplare von "Sports Illustrated". In Österreich wäre für die Bilder eine sechsstellige Summe bezahlt worden, doch sie durften nicht weitergegeben werden.

      Nur drei Tage nach seinem Jahrhundert-Flug holte sich der Salzburger Gold im Super-G. Als Draufgabe war Maier auch im Riesentorlauf nicht zu stoppen und krönte sich mit zweimaliger Laufbestzeit zum Doppelolympiasieger. Ein Happy End wie im Märchen, das den Superstar endgültig in den Olymp des Skisports erhob.

      Quelle: orf.at

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