Once Again We've Got Late Breaking News [Alte Fanfiction vom Wettbewerb 2008]

    Dieses Forum dient nur noch als Archiv. Eine Registrierung ist nicht mehr möglich!

      Once Again We've Got Late Breaking News [Alte Fanfiction vom Wettbewerb 2008]

      Joar ich dachte heute mal wieder an die alte Geschichte, die ich damals für den Kurzgeschichtenwettbewerb geschrieben hatte. Ich weiß gar nicht mehr ob es dazu einen Kommentar oder eine Auswertung gab? Es ist schon so lange her... ich überlege gerade ob ich die Geschichte nicht überarbeiten soll, weil ich sie wegen dem ursprünglichen Zeichenlimit stauchen musste und mir gern mehr Platz für Dinge genommen hätte. Trotzdem wollte ich sie hier in der Urfassung wieder in einen separaten Thread posten. Eigentlich müsste es ja denke ich in die kreative Ecke, aber da es speziell für Silent Hill ist, passt es hier denke ich genau so gut rein. :D
      Die Überarbeitung, wenn ich dazu komme, werd ich dann wohl hier auch anhängen später :)

      Vorneweg: Spoiler für Silent Hill 4, vor allem für das schlechteste Ende. Ansonsten bin ich mir heute nicht mehr 100% sicher wie meine Auslegung von verschiedenen Dingen damals im Spiel war. Wenn also irgendwas abstrus oder unlogisch ist, bitte ich das zu entschuldigen. Die Fanfic ist immerhin von 2008^^
      Ich weiß auch, dass es vor allem gegen Ende sehr gehetzt rüberkommt. Das böse Zeichenlimit... :D


      „Once again, we’ve got late breaking news…“



      Seufzend drückte Police-Commissioner Logan seine Zigarette im bereits überfüllten Aschenbecher auf seinem Schreibtisch aus. Er nippte kurz an seinem inzwischen kalten Kaffee und warf dann erneut einen Blick in die vor ihm befindlichen Unterlagen. Es ging um mehrere Mordfälle. Vier, nein fast fünf an der Zahl. Das fünfte Opfer schwebte noch in Lebensgefahr. Die anderen vier wurden schon tot aufgefunden. Alle waren sie am heutigen Tage gefunden worden. Jedes Opfer schied anders aus dem Leben, obwohl es sich eindeutig um denselben Täter handeln musste und nicht nur das war ungewöhnlich, nein, dann war da noch die Tatsache, dass es keine Beweise gab. Nicht einen einzigen. Keine Fingerabdrücke, keine Fasern von Kleidung, gar nichts. Nur diese Nummern… „16121“, „17121“, „18121“, „19121“ und „20121“.

      Als Logan die Nummern gesehen hatte, war es ihm eiskalt über den Rücken gelaufen. Wie damals vor zehn Jahren, als er es gerade zum Hauptkommissar geschafft hatte. Da begann die Mordserie von Walter Sullivan. Allein der Gedanke daran… Es waren zehn Tage voller Horror, denn obwohl der Name des Täters von Anfang an bekannt war, gab es keine Indizien wo sich der Besagte befand, nein, er schien wie vom Erdboden verschluckt. „Bevölkerung verängstigt, Polizei unfähig – Kann niemand Sullivan stoppen?“ – Er sah das Titelblatt der Ashfield-News am 6. Mordtag noch so klar vor seinem inneren Auge, als sei es gestern gewesen. Nie war er sich so nutzlos vorgekommen, wie zu dieser Zeit. Täglich oder jeden zweiten Tag gab es mindestens ein neues Opfer. Am schlimmsten hatte es eine kleine Familie aus Silent Hill getroffen: Beide Kinder waren von Sullivan getötet worden. Allein durch diese Tat wurde Sullivan auf grausame Art und Weise berühmt: als ein gefühlloser Mörder, der nicht vor unschuldigen Kindern zurückschreckte, nein sie sogar mit einer rostigen Axt zerstückelte.

      Nach zehn Tagen hatten sie ihn dann doch noch gefasst. Aber wie er sich gewehrt hatte, sie konnten ihn zu dritt kaum festhalten. Und dieses Geschrei, das er veranstaltet hatte, der gejagte, panische Ausdruck in seinen Augen… „Ich hab’s getan, aber ich war’s nicht!“ – Das hatte er zu Logan gesagt, was auch immer es bedeutete. Logan war kein Psychologe, aber sein Verdacht war von Anfang an, dass es sich um eine multiple Persönlichkeit oder so etwas handeln könnte. Seinen Kollegen war es egal, ob es sich um einen psychisch gestörten Menschen handelte oder nicht, sie hatten den Mörder und wollten ihn möglichst mit Todesstrafe ins Gefängnis schaffen. Und so hielt Logan die Klappe und behielt seinen Verdacht für sich, um zu verhindern, dass man den Mörder für unzurechnungsfähig hielt. Und niemand sonst außer ihm hatte den Verdacht, denn er war der einzige Polizist gewesen, zu dem Sullivan überhaupt etwas gesagt hatte, nachdem er festgenommen worden war.
      Und dann kam der Selbstmord. Logan war nicht überrascht, seine Kollegen schon, davon ab, dass sie sich ärgerten, weil Sullivan sich selbst gerichtet hatte und nicht das Gesetz. Aber damit wurde der Fall zu den Akten gelegt und niemand kümmerte sich mehr darum.

      Bis vor vier Jahren ein Opfer gefunden wurde, in dessen Körper „12121“ geritzt worden war. Sullivan war zu dem Zeitpunkt bereits drei Jahre tot, er konnte es unmöglich gewesen sein. So dachten zumindest Logans Kollegen und stempelten den Fall als Nachahmungstat ab, nannten es „Walter Sullivan Fall – Runde 2“. Immerhin hatte die Leiche ja noch ihr Herz, was bei den anderen 10 Opfern ja nicht der Fall war. Doch etwas an dem Fall beunruhigte den sonst so besonnenen Polizeihauptkommissar – es war nicht das Fehlen einer Leiche mit der Nummer „11121“. Und Logan war nicht der einzige gewesen. Er erinnerte sich an einen Journalist mittleren Alters, den er am Tatort getroffen hatte. Schreiber war sein Name, soweit er sich daran erinnern konnte. Er war hier und da mal in der Zeitung über diesen Namen gestolpert und diese Artikel waren noch nicht mal schlecht. Ein Reporter, der seinen Job ernst nahm. Man sah es ihm von weitem an. Ein ernster, ungetrübter Blick, ebenso ernste Gesichtszüge.


      Auch beim Fund der nächsten Leiche, der einer älteren Frau, war der Reporter anwesend. Und diesmal war er nicht bloß ein stummer Zuschauer, der sich hin und wieder Notizen machte.
      Da hatte er ihn angesprochen. Er hatte seine Zweifel mit Logan geteilt, aber der Polizist hatte es vorgezogen zu schweigen.

      Der Reporter näherte sich Logan und sah über seine Schulter nach hinten, ob weitere Polizisten lauschten. „Sie zweifeln daran, dass es eine Nachahmungstat ist, nicht wahr? Ich sehe es ihnen an. Ich glaube das gleiche. Der… der Modus Operandi, er ist der gleiche wie bei Sullivan.“ Er gestikulierte etwas unkoordiniert mit seinen Händen. „Egal was ihre Kollegen sagen. Ich habe einfach das Gefühl, dass es kein Nachahmungstäter ist.“ Logan schaute ihn nur stumm an. Er sagte nichts. Einige Sekunden wurde er noch eindringlich angesehen, dann gab Schreiber auf und ging einige Schritte zurück. Ein kurzer Blick, dann drehte er sich um und machte sich weitere Notizen. Wie gerne hätte er ihm zugestimmt...


      Das war das letzte Mal, dass er von dem Reporter gehört hatte. Er hätte ihm gerne gesagt, dass er die gleichen Zweifel hegte, aber er war Polizist und musste verdammt gut aufpassen, was er jemandem sagte. Es wäre nicht das erste Mal, dass Informationen an die Presse gegangen wären, weil einer der Kollegen sich verplappert hatte.
      Danach geschah wieder nichts. Drei Jahre lang gab es keine neuen Opfer, die in das Mordschema passten.

      Und dann kam der heutige Tag. Der 21. Juni. Der Tag hatte so gut Angefangen, dann fand man die erste Leiche in der U-Bahn-Station von South Ashfield. Kaum waren sie mit der Beweissicherung fertig, war die zweite Leiche im Wald von Silent Hill gefunden worden. Und auch das nächste Opfer, das man in seiner Wohnung in Nord Ashfield auffand lies nicht lange auf sich warten. Das gleiche galt für das vierte Opfer in South Ashfield. Seine Kollegen brüteten gerade noch über eine Karte der Umgebung, bei der sie an den Positionen der Tatorten von den alten und neuen Fällen Reißbrettstifte hineinsteckt hatten, da kam die Nachricht aus der Notrufzentrale, dass eine junge Frau als fünftes Opfer gefunden worden war. Immerhin lebte sie noch, noch. Ihre Verletzungen waren nicht ohne und es stand sehr schlecht um sie. Was auch immer der Täter mit ihr gemacht hatte, die ganze Wohnung war mit Blut besudelt gewesen. Aber sonst gab es keinerlei Beweise, genau wie bei den anderen vier Opfern.


      Als es plötzlich an der Tür klopfte schreckte Logan aus seinen Gedanken. Ein junger Kollege stand in der Tür. „Es gibt Arbeit.“ Alarmiert erhob sich der Hauptkommissar. „Nein, nicht noch eine Leiche.“ Der junge Polizist hob beschwichtigend die Hände. „Nein, nein. Soweit ich weiß nicht. Es tut mir echt Leid, dass ich sie damit belangen muss, aber alle anderen Kollegen sind so mit den Morden beschäftigt, dass mich sonst keiner begleiten kann… oder will.“ Erleichtert atmete Logan aus. Er hatte schon mit dem schlimmsten gerechnet. Er erwiderte das verunsicherte Lächeln des Polizisten und trat hinter seinem Schreibtisch hervor. „Um was geht es denn?“ Mit einer Hand griff er seinen Mantel. „Es ist nichts Tragisches. Ein Anruf von dem Hausmeister eines Apartmentkomplexes. Er versucht seit einigen Tagen den Besitzer eines Apartments zu kontaktieren, aber es reagiert niemand auf Klopfen oder Rufen. Sie wollen die Tür aufbrechen und er hat deswegen die Polizei angerufen.“ Logan nickte langsam. „Okay. Ich werde sie begleiten…“ Er schaute auf das Namensschild des Polizisten. „…Officer Carney.“ Er warf sich den Mantel über die Schultern und die beiden verließen die Polizeistation.
      „Wohin müssen wir?“, fragte Logan beiläufig, als sie in Carneys Polizeiwagen einstiegen. „Sie waren heut schon zweimal dort.“ Kam die bedrückte Antwort, als Carney sich auf dem Fahrersitz niederlies und sich anschnallte. Logan runzelte die Stirn. „Zweimal…? South Ashfield Heights?“ Er blickte zu seiner linken und sah den jungen Mann nur leicht nicken. Er seufzte. „Na dann fahren sie mal los.“ Er schnallte sich an und lehnte sich im Sitz zurück.

      Die Fahrt dauerte nicht lange, vielleicht zehn, höchstens zwanzig Minuten. Logan hatte das Zeitgefühl ein wenig verloren. Der heutige Tag schien einfach nicht enden zu wollen. Es schien ihm, als sei er schon über 48 Stunden auf den Beinen. Nachdenklich schaute er aus dem Fenster. Wahrscheinlich war es der schlimmste Tag in seiner ganzen Karriere als Polizist. Er bemerkte gar nicht, dass Carney anhielt. „Commissioner Logan?“ Angesprochener schreckte aus seinen Gedanken. „Hm?“ „Wir- wir sind da.“ Er lächelte unsicher und öffnete die Fahrertür. Logan starrte ihn einige Sekunden an, dann begriff er, was er gesagt hatte und schnallte sich ab, stieg aus dem Wagen aus. Ein etwas älterer Mann, der Hausmeister Frank Sunderland, stand mit betrübtem Blick am Eingang des Apartmentkomplexes und schien die beiden Polizisten bereits zu erwarten. Neben ihm stand ein Werkzeugkoffer. Die beiden näherten sich der großen Eingangstür. „Tut mir Leid, dass ich die Polizei schon wieder hier her rufen muss.“ Er lächelte etwas müde. Der Tag hatte ihn sichtlich fertig gemacht. Logan räusperte sich und versuchte ein kleines Lächeln. „Immerhin geht es nicht um den Fund einer Leiche.“ Sunderland schaute nachdenklich zu Boden. „Ehrlichgesagt, glaube ich das doch. Seit sechs Tagen gibt es keine Lebenszeichen mehr von dem jungen Mann, der das Apartment bewohnt, dass ich aufbrechen lassen will.“ „Wir sollten den Teufel nicht an die Wand malen.“ Logan räusperte sich und forderte den älteren Mann auf, voraus zu gehen.


      Schweigend stiegen die drei Männer hoch in den dritten Stock des Gebäudes. „Der Mieter heißt Townshend. Henry Townshend. Er hat mir in den zwei Jahren, die er hier wohnt noch nie irgendwelche Probleme bereitet, deshalb macht es mir ein wenig Sorgen. Außerdem…“ Er verstummte kurz, schaute auf den Werkzeugkoffer in seiner rechten und schien darüber nachzudenken ob er seine Gedanken aussprechen sollte. „Es wäre nicht das erste Mal, dass der Besitzer des Apartments plötzlich verschwindet.“ Logans junger Kollege hakte neugierig nach. „Verschwunden?“ Der Hausmeister nickte langsam. „Ja. Der Vormieter ist auch eines Tages nicht mehr aufgetaucht.“ Er verstummte und sie betraten die Treppe zum nächsten Stockwerk. „Um welches Apartment geht es denn?“ „302.“ Logans Schritte wurden langsamer. „302?“ Die Nummer kam ihm plötzlich so vertraut vor. Er wusste nicht woher, aber es schien ihm, als wäre es nicht das erste Mal, dass er diese Nummer hörte. „Unsinn.“, murmelte er und schüttelte den Kopf, beschleunigte seine Schritte etwas und holte wieder auf.

      Vier weitere Polizisten waren bereits im Apartmentflügel. Logan nickte den beiden zu, sein Kollege tat das gleiche. „Guten Abend.“ Einer der drei trat hervor. „Commissioner Logan, wir sind gerade mit der Beweissicherung hier fertig geworden.“ Angesprochener nickte nur und ging dann mit Sunderland und seinem Polizeikollegen ein Apartment weiter. Er musterte die Tür genau, entdeckte jedoch keine Auffälligkeiten. Er schaute durch den Türspion in die Wohnung. „Hm… alle Lichter sind aus.“ Er klopfte einige Male fest gegen die Tür. „Aufmachen, hier ist die Polizei.“ Einige Minuten erfüllte Stille den Gang. Die vier anderen Polizisten kamen interessiert näher. Sunderland trat zu Logan. „Ich werde das Schloss aufbrechen…“ Er zog das benötigte Werkzeug aus dem Koffer und kämpfte einige Minuten mit dem Schloss, ehe er zurücktrat. „Fertig.“ Logan ging zur Apartmenttür und umfasste den Knauf mit einer Hand, die andere legte er sicherheitshalber an seine Pistole. Auffordernd schaute er seine Kollegen an. Drei, darunter Carney, traten vor und nickten. Auch sie hatten die Hände schon am Holster. Vorsichtig zog Logan die Tür auf. „Hier ist die Polizei. Ist jemand zu Hause?“

      Langsam traten sie ein. „Sind sie hier, Mr. Townshend?“ Er ließ die Tür los und trat in das Apartment ein. Die Polizisten folgten ihm langsam. „Mr. Townshend?“ Vorsichtig trat er um die Ecke. Einer der Polizisten öffnete die Tür rechts hinter ihm. „Nichts.“ Carney trat zur Tür links im Flur, Logan selbst öffnete vorsichtig die Tür zu seiner rechten. Er öffnete sie und fand… das Badezimmer. Leer. Hinter sich hörte er seinen Kollegen plötzlich aufschreien. „Oh mein Gott!“ Sofort drängte er sich an ihm vorbei und trat in das Schlafzimmer. Er zuckte zurück. „Was zur…“ Was er vor sich sah war eine einzige Sauerei. Überall war Blut, auf dem Boden, an den Wänden, auf dem Bett – darauf eine Leiche, die völlig unkenntlich war. Es sah so aus, als hätte man ihr förmlich die Haut abgezogen. Schnell griff Logan zu seinem Funkgerät am Gürtel. „Hier Commissioner Logan. Zentrale, bitte kommen.“ Doch es kam keine Antwort. „Zentrale, bitte kommen!“ Wieder nichts. „Was zum…“ Er starrte erst auf das Funkgerät und steckte es dann grummelnd wieder fest. Inzwischen waren auch die drei anderen Polizisten eingetroffen. Carney presste seine Hand gegen seinen Mund. Sein Magen drehte sich fast um und ihm wurde übel. Seine Kollegen versuchten gefasst zu sein, aber auch sie waren leichenblass geworden. Logan wandte sich um: „Funktionieren eure Funkgeräte?“ Es wurde probiert und gedrückt, alle kamen zum gleichen Ergebnis: Sie funktionierten nicht.

      Logan massierte seinen Nasenrücken mit einer Hand. „Irgendjemand muss Verstärkung rufen.“
      Langsam löste sich einer der fünf aus der Gruppe und rannte aus dem Apartment. Sunderland konnte ihm gerade noch ausweichen und trat dann selbst ins Apartment hinein. Ein Polizist kam ihm entgegen. „Nein, gehen sie wieder raus.“, seine Stimme war zittrig und so wusste der Hausmeister sofort, dass es eine weitere Leiche gab, die in seinem Apartmentkomplex gefunden worden war.
      Er versuchte gefasst zu bleiben und wollte sich gerade umdrehen, da schlug plötzlich die Apartmenttür zu.


      Erschrocken drehte er sich zur Tür um. Plötzlich hingen schwere Ketten an der Tür und blockierten trotzig den Weg zum Flur. Der Polizist schob ihn unsanft zur Seite. „Scheiße, was soll das?“ Er rüttelte an den Ketten und rief mit dem Lärm seine Kollegen auf den Plan. Logan trat vor. „Was ist hier los!?“ Da fiel sein Blick auf die Tür. „Was… zum…?“ Vorsichtig fasste er eine der Ketten an. Da spürte er von einem auf den anderen Moment starke Kopfschmerzen. „Argh.“ Seine Hand ging zu seiner Stirn. Auch seine Kollegen schienen die Kopfschmerzen zu spüren, ein jeder hielt sich die Stirn. Es schien ihm, als könne er von weit entfernt Sirenen hören. Sein gepeinigter Blick huschte zu seinen Kollegen. Einer nach dem anderen ging in die Knie. Sunderland fasste sich an die Brust, die Augen vor Schreck und Schmerz weit aufgerissen und ging ebenfalls in die Knie. Das Licht flackerte auf, verdunkelte sich, wurde rötlich. Geschockt musste Logan mit ansehen, wie die Wände verdreckten und sich überall Rost bildete, als würde der Ort binnen Sekunden um tausend Jahre altern. Ein Polizist nach dem anderen fiel vorne über und blieb keuchend liegen. Logan starrte auf sie, wusste nicht, zu wem er als erstes sollte. Er war kaum in der Lage richtig zu denken, die pochenden Kopfschmerzen waren unerträglich. Sunderland – der Zivilist zu erst. Er ging in die Knie und robbte zu Sunderland, der an der Wand anlehnte. Seine Gesichtszüge waren verzerrt und doch… Logan fühlte den Puls. Der ältere Mann war tot. Er robbte zu seinen Kollegen, doch einer nach dem anderen starb ihm in den Händen weg. Zuletzt Carney. Der junge Polizist verkrampfte sich und schien mit allen Mitteln gegen den plötzlichen Tod ankämpfen zu wollen, dann war es vorbei. Die Luft wurde schwer und stickig. Es schien ihm, als würde er keinen Sauerstoff aufnehmen, wenn er einatmete. Schritte drangen an seine Ohren. Mühsam drehte er sich um, ließ sich gegen die Tür sinken. Die Ketten stachen in seinen Rücken, doch er spürte es kaum, dafür schmerzten seine Gliedmaßen plötzlich zu sehr. Schweiß trat auf seine Stirn.

      Die Schritte wurden langsamer. Dann trat ein Mann in den Wohnbereich. Sein langes, blondes Haar fiel verschmutzt und blutbesudelt auf seine Schultern. Ein abwesendes Lächeln zierte seine Lippen und ebenso abwesend wirkende grüngraue Augen starrten ziellos geradeaus. Der Mann blieb stehen und wandte sich dann langsam zu Logan um. Er legte den Kopf leicht schief und schaute zu ihm herunter. Und da erkannte Logan in. „Du… Walter Sullivan.“ Das Lächeln wurde ein wenig deutlicher und er nickte. Der Polizist versuchte gar nicht erst zu verstehen was vor sich ging. Die leise Stimme des Mörders drang an sein Ohr. „Niemand wird mich daran hindern zu Mutter zu kommen.“
      Und da spürte Logan plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Ein Herzinfarkt? Unmöglich! Ein schmerzverzerrtes Keuchen kam über seine Lippen. Er wollte noch nicht sterben. Nicht so. Irgendwo in seinem von Schmerzen verschleierten Bewusstsein merkte er noch, wie die Ketten in seinem Rücken plötzlich verschwanden und die Tür sich einfach öffnete. Er fiel nach hinten und in diesem Moment erfasste die erlösende Schwärze ihn.


      Draußen vor dem Apartmentkomplex hatte der letzte der Polizisten derweil das Polizeiauto erreicht. „Wagen 021, bitte kommen.“ Er schnappte sich außer Atem das Funkgerät. „Hier Officer McGirk.“ Es knisterte kurz in der Leitung. „Holen sie Commissioner Logan.“ Er schnaufte erneut nach Luft. „Er ist nicht hier. Aber ich brauche Ver-“, doch er kam nicht zu Wort. „Das fünfte Opfer ist eben gestorben.“ McGirk nahm die Nachricht kaum wahr. „Ich brauche Verstärkung.“ Er schluckte. „Hier ist eine Leiche und wir brauchen die Spezialisten.“ Da war es kurz still in der Leitung. „Wo sind sie?“ „South Ashfield Heights.“ „Verstärkung ist unterwegs. Over.“ Er hängte das Funkgerät wieder ein und machte sich sofort auf den Weg zurück zu Apartment 302…




      „Erneut haben wir eine Eilmeldung erhalten… Fünf unbenannte Polizeioffiziere wurde aus bisher unbekannten Gründen tot in den South Ashfield Heights aufgefunden, zusammen mit dem Hausmeister Frank Sunderland.

      Alle anderen Bewohner der South Ashfield Heights wurden zum St. Jeromes Hospital gebracht, einige von ihnen über schwere Brustschmerzen klagend.
      Diese seltsamen Vorfälle ähneln denen, die vor einigen Jahren in Silent Hill geschahen.

      Weitere Nachrichten folgen.“



      Walter starrte lächelnd zu Boden, als er die Nachrichten vernahm. Sein jüngeres Ebenbild rollte sich glücklich auf dem Sofa ein. Er hatte sein Ziel erreicht – er war endlich mit seiner Mutter vereint. Und doch… Das Lächeln wurde dünner. Es war nicht so, wie er es sich erhofft hatte…

    Dieses Forum dient nur noch als Archiv. Eine Registrierung ist nicht mehr möglich!