The Last of Us

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      The Last of Us

      The Last of Us








      Noch kein Review zu „The Last of Us“? Naja, das Spiel ist schon eine Weile auf dem Markt, weshalb sich viele vielleicht fragen: Warum ‚jetzt noch‘ ein Review zu „The Last of Us“?? Aber ein Review zu diesem Spiel ist in diesen Zeiten akuter denn je, spricht man doch aktuell von GTAV vom besten Spiel aller Zeiten, das sämtliche Kassenrekorde bricht, sogar mehr einbringt als so mancher Hollywood-Streifen! Ja, dieses Review ist SEHR AKUT, müssen wir uns doch in Erinnerung rufen, was ‚eigentlich‘ ein perfektes Spiel ist? Bei „The Last of Us“ handelt es sich nämlich tatsächlich um das vermeintlich beste Spiel für die PS3 – vielleicht sogar dem besten Spiel mehrerer Konsolengenerationen zusammen?! Es ist ein epochales Meisterwerk, nicht mehr und nicht weniger. Aber nur das Gesamtwerk als solches macht es zu diesem Meisterwerk – das ist die Einstiegsthese zu diesem Review, das auf speziell meinen Eindrücken vor dem Spielen, während des ersten Spieldurchlaufes und danach basiert. Man kann es also als eine Art Mischung aus Spieltagebuch und Review ansehen. Ich will noch einmal ausdrücklich sagen: Das Review wird keine Spoiler enthalten! Nur einmal habe ich Spoiler-Tags eingefügt für diejenigen, die Ingame-Footage auch eher mit Vorsicht betrachten und lieber meiden möchten. Der Kompromiss ist, dass es vielleicht an manchen Stellen etwas schwülstig zu lesen sein wird, weil es meine – zugegeben, sehr emotionalen – Spieleindrücke beinhaltet, aber das nehme ich in Kauf. Manchmal muss man halt auch mal sagen, wie’s ist!

      Wie fing es für mich mit „The Last of Us“ (TLOU) an? Mit dem vermeintlich zweitbesten Game, das auf der PS3 erschienen ist: Bioshock Infinite (BI). Ich habe das Spiel in den Himmel gelobt. Als dann TLOU kam und BI in den Schatten stellte, konnte ich kaum glauben, dass ein Game von Naughty Dog (nach Uncharted 1, das mir nicht gefallen hat, hab ich keinen anderen Teil mehr angefasst) Irrational Games‘ Meisterwerk schlagen kann? Ein einzeln stehendes Spiel, das völlig aus dem Nichts erscheint – nicht einmal ein Serientitel? Ich musste es akzeptieren und war felsenfest überzeugt, dass ich TLOU mit kritischem Blick spielen, aber dennoch mit Vorfreude erwarten würde. Ich habe mir allerdings etwas Zeit damit gelassen. Zum Vollpreis wollte ich es mir nicht kaufen – die Skepsis überwog. Ich habe es nach Monaten für die Hälfte des Preises bekommen und als das Game daheim lag, wollte ich es sofort einlegen. Ich habe meinen Freunden abgekauft, dass das Game überragend sein muss. Als es dann in der Konsole lag und ich im Hauptmenü war, muss ich zugeben, dass ich etwas Angst hatte. Konnte das Spiel meine großen Erwartungen überhaupt erfüllen? Was, wenn ich enttäuscht werde? Ich wollte die Konsole schon beinahe wieder ausmachen. Augen zu und durch!

      Am ersten Tag habe ich 3-4 Stunden gespielt. Der Prolog war fulminant, mitreißend, dramatisch und hat den Spieler direkt eingebunden. Im Hauptspiel versank man direkt in der postapokalyptischen Spielwelt. Das Tutorial war sehr gelungen – ähnlich wie bei BI erklärt TLOU viel aus dem Spielfluss heraus, auch wenn es mehr Cutscenes enthält (alles an etwa 92 Minuten Cutscene-Material sind nach dem Spiel frei anwählbar und es gibt kein Spiel, bei dem ich mich darüber mehr gefreut habe). Anfangs habe ich mich ehrlich gesagt etwas nach der Ego-Perspektive gesehnt. Nicht, weil ich gerne Shooter spiele, im Gegenteil: Ich wollte mehr von dieser liebevoll-grausam inszenierten Welt sehen, als mir möglich war. Herrliche Grafiken, noch nie zuvor dagewesenes Detail beim Motion Capturing und derart passende Synchrostimmen, wie man sie aus keinem anderen Spiel kennt. In Sachen Figurendesign verschwimmen die Grenzen zur Realität – Joel und Ellie sind Charaktere aus dem echten Leben. Die Spielwelt hingegen empfand ich zwar noch eher als fiktiv, aber in ihrer Fiktionalität überwältigend real.



      Das Kampfsystem hat mir sofort gefallen: man sitzt irgendwo hinter einer Barrikade und überlegt sich, wie man jetzt an diesen ganzen Wachen oder Infizierten vorbeikommt? Jeder Gegnertyp verhält sich anders, sodass bestimmte Taktiken nötig sind, um ungesehen von A nach B zu gelangen. Oftmals stellte ich mich dabei besonders schusselig an. Man kann nicht sagen, dass das Spiel einfach wäre. Ich empfand es als schwierig, absolut ungesehen durchzumarschieren. Andererseits ist es noch schwieriger – manchmal fast unmöglich! – sich mit Waffengewalt durchzusetzen. Mir kam es vor wie ein Puzzlespiel: Man sitzt da und überlegt sich, wie man das Spielbrett am besten überquert. Das Kampfsystem macht der Alterseinstufung (ab 18 Jahren) aber auch alle Ehre: Es ist erbarmungslos und brutal – bewusst! Die Gewalt ist in diesem Spiel eine Ästhetik, die das Gesamtkunstwerk authentischer macht. Weiterhin beruht es auf Stealth und eiskaltem Erdolchen von hinten – lautlos und ohne Kompromisse (siehe kurzes Video unten in Spoiler-Tags).



      Kurz vor dem Rathaus war meine erste Sitzung TLOU beendet – diejenigen, die das Spiel bereits gespielt haben, wissen, dass das noch weit entfernt vom Ende und relativ nah am Anfang ist, auch wenn schon ein paar Stunden ins Land gegangen sind. Mein Fazit war nicht überschwänglich, aber positiv gestimmt. Das Game hat mir gefallen und es hat mich beschäftigt, auch nachdem die Konsole aus war. Was beschäftigt mich so sehr daran?, fragte ich mich. Es war ein etwas anderes Spielerlebnis, aber was genau hat es ausgemacht? Die Figuren, war meine erste These – die waren wirklich überragend designed. Man kann sich richtig in sie einfühlen und will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Getrieben von diesem Gedanken war klar, dass ich am nächsten Tag weiterspielen würde. Ich wollte es an diesem Sonntag durchspielen – immerhin dauern Survival-Horror-Games in der Regel acht bis zehn Stunden. War also locker machbar. Ich weiß schon, wie die ersten von euch zu grinsen beginnen. Ja, das war ein großer Irrtum.

      Von meinem zweiten Spieldurchgang will ich nicht zu viel berichten, weil es wahrscheinlich spoilen würde, von den Eindrücken zu erzählen, die ich hatte. Ich kann nur eines sagen: Ich hab das Spiel tatsächlich beendet, indem ich am zweiten Tag knapp zwölf Stunden gespielt habe – nicht am Stück, aber insgesamt und immerhin bis Montagmorgen um halb sechs. Das machte bei mir eine Gesamtspielzeit von 15:30 Stunden – eine sehr ungewöhnliche Spielzeit. Zu viel für ein Survival-Horror oder einen Shooter, zu wenig für ein [lexicon]Rollenspiel[/lexicon]. Allein die Spielzeit, die für Survival-Horror ungewöhnlich lang ausfällt, lässt die These zu, dass es sich bei TLOU um das etwas andere Game handelt. Ich empfand es als unglaublich, wie extrem dieses Spiel mich als Spieler in seinen Bann gezogen hat. Im Nachhinein darüber nachzudenken, was das Game ausmacht, ist echt schwierig, aber ich will meine Version kurz präsentieren und gleichzeitig zu meiner Eingangsthese zurückkehren: Das Game ist ein episches Meisterwerk, aber nur als Gesamtwerk. Was ist damit gemeint?

      TLOU hat bei weitem nicht die Story mit der meisten Tiefe! Da hat die PS3 schon anderes hervorgebracht: Bioshock Infinite vorneweg, was ich als Game mit der tiefgründigsten Handlung ansehe. Auch Silent Hill Downpour sammelt bei mir mehr Pluspunkte in punkto Symbolik und Handlung (oder eher: Symbolik in Bezug zu Handlung). TLOU ist aber trotzdem das beste Spiel! Hört sich das bescheuert an? Warum ist das so? Ich hole kurz aus und erkläre, wie man anfängt, ein Videospiel zu entwickeln. Man fängt nicht mit der Handlung an, selbst bei story-driven games nicht, sondern mit einem Konzept, das man durch das Spiel ausdrücken will. Um dieses Konzept herum wird alles gebaut, was das Spiel ausmacht. Man beginnt mit der Mechanik des Spiels, Spielwelt, Kampfsystem usw. – die Handlung selbst steht auf der Prioritätenliste weiter hinten. Die Handlung muss zur Spielmechanik passen und die Spielmechanik zum Konzept, nicht umgekehrt. Lange Rede kurzer Sinn: Bei TLOU passt alles zusammen. Das Konzept bei TLOU ist meiner Meinung nach schlicht und ergreifend: Überleben. Das Setting ist eine postapokalyptische Welt nach einer Virusinfektion. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine große Rolle: Kann man nur mit einem Partner überleben oder sind andere Personen nur Ballast? Die Handlung passt wie die Faust auf’s Auge zu diesem Konzept. Auch das Kampfsystem ist wie maßgeschneidert. Das Konzept geht völlig auf und enthält keinen Makel.

      Mein Fazit ist folgendes: TLOU ist nicht das PS3-Spiel mit der besten Handlung. TLOU ist nicht das PS3-Spiel mit dem besten Kampfsystem. TLOU ist nicht das PS3-Spiel mit dem besten Soundtrack. TLOU ist ‚vielleicht‘ das PS3-Spiel mit den besten Figuren und der eindrucksvollsten Erzählwelt! TLOU schafft es auch ohne Zweifel wie kein anderes PS3-Spiel, ein so großes Empathie-Gefühl beim Spieler für die Figuren zu erzeugen (wahrscheinlich einer der großartigsten Aspekte dieses Spiels), sodass er/sie beim Spielen Emotionen wie Hass auf und Trauer für Figuren auf der Handlungsebene empfindet, wobei das Spiel den Spieler nicht zuletzt mit moralischen Fragen konfrontiert, von denen er sich zusammen mit den Spielfiguren zerreißen lässt. ABER: TLOU ist mit Sicherheit NICHT in allen Disziplinen das überragende Spiel der PS3! Nichtsdestotrotz:

      The Last of Us ist das beste Spiel auf der [lexicon]Playstation[/lexicon] 3!


      Das ist ein kleiner, aber essentieller Unterschied: Wie kein anderes Spiel stimmt hier das Gesamtkonzept. Viele Leute sprechen von einem perfekten Spiel. Sie haben Recht. Nicht die perfekte Handlung. Nicht die perfekte Grafik. Nicht das perfekte Interaktionsvermögen für den Spieler. Aber rundum ein perfektes Spiel!

      Last but not least ein Wort zu GTAV, weil man nicht vom besten Spiel für die PS3 sprechen kann, ohne GTAV zumindest erwähnt zu haben. Fans der Reihe werden wahrscheinlich in einigen Punkten dieses Reviews wiedersprechen: Auch GTAV gehört wohl zu diesen perfekten Spielen, die ihre Konzepte voll aufgehen sehen, und übertrumpft TLOU mit Sicherheit in so manchen Disziplinen. Aber für mich war GTA schon immer vielmehr ein riesengroßer Spielplatz. Ein Spielplatz, auf dem sich der Spieler nach Herzenslust austoben kann. GTA ist der Vorreiter in Sachen Grafik, Interaktion und Erzählwelt – diese Position wird dem Game wohl nicht mehr streitig gemacht werden. So wie man sagen kann, dass TLOU das Konzept „Überleben“ perfektioniert, tut GTAV wohl das gleiche mit dem Konzept „Interaktion“. Für mich wird GTAV aber, bei allem Respekt, nie mehr sein als eine riesengroße Spielwiese.
      The Last of Us aber, das ist ein Epos. Deshalb werde ich, wenn ich vom besten Spiel auf der PS3 rede, niemals von GTAV sprechen können. Ist vielleicht egoistisch, aber für mich gibt es da nicht nur TLOU, das mehr Wert aufzuweisen hat als GTAV – und mit Wert meine ich wirklich etwas Kostbares, das man mitnimmt, nachdem das Spiel beendet ist, und das man danach bei sich trägt.

      Zum Schluss ein Beispiel für die Perfektion des Konzepts von TLOU. Diejenigen, die das Spiel bereits gespielt haben, werden wahrscheinlich jetzt das ganze Spiel vor ihren Augen ablaufen sehen, wenn sie das hören – ja, ich rede vom Main Theme. Nicht zuletzt diese Melodie ist der Beweis dafür, wie rund das Konzept des Spiels ist, denn es fängt alles ein, was das Spiel ist: Nicht mehr und nicht weniger als ein perfektes Spiel. Alle anderen gehen jetzt bitte ins Geschäft und kaufen dieses Spiel. Wer noch keine PS3 hat, kann es sich im Bundle kaufen. Schön, dass der Markt mitgedacht hat: Eine PS3 und „The Last of Us“ – mehr braucht man heutzutage doch nicht, um glücklich zu sein? :D


      LG
      JayJay


      03 The Last of Us Theme - The Last of Us Soundtrack - YouTube
      Danke für eure Kommentare, ihr zwei :)

      Einerseits ist es natürlich sehr schade, dass das Game nicht portiert wird, weil es so einige Leute verpassen werden. Andererseits muss man als Sony-Fanboy auch mal die Möglichkeit haben, der Xboxlern den Stinkefinger zu zeigen und zu sagen: HAHA, SO WAS HABT IHR NICHT!!! :D

      Hat natürlich nichts oder nur wenig mit PC-Zockern zu tun, aber die Rivalität [lexicon]Xbox[/lexicon] vs. PS ist ja bekannt ^^
      Solch eine Lobeshymne macht nun wirklich Lust auf das Spiel. Habe es bisher leider nur einen Abend lang bei Freunden angespielt, war zu diesem Zeitpunkt aber viel zu müde, um wirklich mehr zu realisieren als einge schwer zu leugnende Faszination angesichts der wirklich schnell und - soweit ich das sagen kann - kohärent glaubhaften und lebendigen Charaktere und der gelungenen Atmosphäre.
      Wenn Euch das Spiel derart vom Hocker gerissen hat, sollte ich es mir wohl doch zumindest noch einmal ausleihen und sehen, wozu das so führt...
      No weapons.
      Just words.

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