Sehr interessanter Thread, finde ich sehr gut, wenn man hier auch mal die Gelegenheit hat, sich ein wenig über die negativen Seiten des Lebens auszulassen.

Vorab, die Sache mit den kurzen Haaren kann ich, ja, auch als Kerl, sehr gut nachempfinden, habe mich vor Kurzem ebenfalls vom Großteil meiner Mähne getrennt und die Entscheidung an sich zwar nicht bereut, durfte aber doch feststellen, wie sehr es einem fehlen kann, sich unter solchen Zotteln ganz plump vor der Welt verstecken - ganz zu Schweigen davon, dass es doch irgendwie ein schönes Gefühl ist, sich auch einfach mal ins Haar zu greifen, wenn man sonst nicht weiß, wohin mit sich. Trost gibt es in dieser Hinsicht leider kaum, klar wachsen die nach, aber es dauert eben bisweilen Jahre, bis man wieder auf seinem Ausgangsstatus angelangt ist, und spätestens bis dahin hat man ohnehin schon wieder mindestens drei mal darüber nachgedacht, die ganze Matte einfach abzulegen, weil sie eben doch nerven kann. Das definitiv Positive: Weniger Pflegezeit, schnellere Duschen etc.


Quite frankly, über deine Schwester kann ich mir als Außenstehender natürlich kaum eine Meinung, geschweige denn ein Urteil bilden, doch mit deiner Darlegung der Situation ist auch mein erster Gedanke: Kindergarten. Ich fürchte allerdings, dass es extrem personenabhängig ist, welche Reaktion die "richtige" bzw. "vernünftigste" ist. Es gibt Menschen, die mit solchen Kindereien sehr gut klar kommen und das problemlos wegstecken können, doch deinen Worten nach gehörst du, und das ist bei Weitem kein Vorwurf und durchaus nachvollziehbar, nicht dazu.
Die Frage, die sich dir primär nun stellen sollte, ist vermutlich, ob dir die Nähe zu ihr solche Streitigkeiten wert ist. Wäge ab, ob es sinnvoll für dich ist, diese Person "mit in deine Zukunft zu nehmen" - von deiner Vergangenheit wirst du sie nicht lösen können und fast jeder wird, auch unter solchen Umständen, in der Lage, wenn nicht gezwungen, sein, sich auch schönerer gemeinsamer Momente zu erinnern, aber man muss sich klar machen, dass Vergangenes nur äußerst selten die Kraft besitzt, gegenwärtiges sowie küftiges Leid wett zu machen - und niemand hat die Energie, dauerhaft solche Personen "mit zu schleifen", wenn von diesen nur destruktive Reaktionen kommen.
Es ist wichtig, verzeihen zu können, denn Fehler sind menschlich und haben eben doch die hauptsächliche Funktion, als "Lehrmaterial" zu dienen, aber man kann, außer sich selbst, so gut wie nie jemanden dazu zwingen, diese Möglichkeit auch wahr zu nehmen, völlig gleich, wie viel guter Wille dahinter steht.

Ich halte nicht viel davon, die Verbindung zu jemandem komplett zu kappen, denn jeder, der einmal Teil deines Lebens war, wird immer irgendwo einen Splitter deiner Welt darstellen, doch ebenso wenig Wert lege ich, begründet, auf die Behauptung, dass Blut dicker als Wasser sei. Soll heißen: Lege vorgefertigtes Schemadenken wie [familiären Zusammenhalt] bei Seite und seitze dich intensiv mit der Frage auseinander, wie viel Wert du auf ihre Gesellschaft legst. Es ist sicherlich selten verkehrt, die Option "Komm zu mir, wenn du dich eingekriegt hast" offen zu halten, doch es gibt keinen Grund für dich, dich unnötig klein zu machen und ihr aus Pflichtgefühl oder ähnlich ungesunden Gründen hinterher zu laufen.
Es wäre allerdings unfair, deiner Schwester die Situation nicht noch einmal aus deiner Sicht darzulegen - sollte eine direkte Kommunkation nicht streitfrei möglich sein, gibt es ja immer noch die schriftliche Alternative auf diversen Wegen - und sie auch über deine, wie auch immer ausfallende, Entscheidung zu informieren, damit auch sie die Gelegenheit hat, sich das Geschehene durch den Kopf gehen zu lassen.
Man sagt, dass Menschen unfähig seien, sich zu verändern und ich gebe zu, dass sie sich tatsächlich immer wieder als erstaunlich lernresistent zeigen, doch ein kompletter Stillstand herrscht nie, denn Leben heißt immer auch Veränderung, wenn auch im Kleinen...

Für alle, die mein Geschwafel so furchtbar finden, wie es wohl auch ist: Zusammenfassend habe ich rings um den Punkt [Eintscheide dich, das kann dir keiner abnehmen] herum geschafelt.
Erfahrungsgemäßg kann es zwar bisweilen hilfreich sein, einen Blick auf/aus fremde/n Perspektiven zu erhaschen, doch ich bezweifle, dass mein übermüdetes Gesabbel wirklich hilfreich war, daher möchte ich mich gleich mal für die dreiste Entscheidung, es dennoch zu posten, entschuldigen und hoffe, nicht allzu sehr genervt zu haben.

[SIZE=7]Tipp- und Logikfehler © Müdigkeit und Suff Corp. [/SIZE]

Direkt helfen kann ich dir dabei nicht, ich kann lediglich eine allgemeine Aussage tätigen.

Gibt es denn überhaupt falsch oder richtig? Vielleicht - aber das ist eine reine Definitionssache. Letztendlich kommt es darauf an, ob man sich mit seiner Entscheidung wohlfühlt oder nicht, und eigentlich ist ja klar, dass jeder Mensch in seinem Leben Entscheidungen treffen muss. Mehr als einmal. Muss man nicht jeden Tag irgendwo eine fällen?
Wie auch immer, wir alle begehen mal eine Fehlentscheidung, genauso wie wir auch richtige machen. Aber was richtig ist und was nicht, das merken wir oft erst, wenn es zu spät ist. Wichtig ist, dass man genau über seine Taten nachdenkt, bevor man voreilig handelt und wenn man merkt, dass man doch falsch entschieden hat, bleibt nichts anderes übrig, als es wieder richtig zu biegen oder zu hoffen, dass es von alleine gut wird, auch wenn das nicht immer der Fall sein kann.

So viel dazu. Tut mir Leid, dass ich damit deine Frage nicht beantworte, aber ich wollte dir damit nur etwas Mut zusprechen, auch wenn das vielleicht nicht unbedingt erfolgreich war.

Original von Redgrave
Ich bin leider eher der Typ der sich so ziemlich lange verletzen läßt und dann einen entgültigen Bruch beschließt.

Ich gehöre auch eher zu den Menschen, die nie die Klappe aufmachen und sich so einiges gefallen lassen, aber ich glaube irgendwann ist einfach bei jedem mal der Punkt erreicht, an dem man sich denkt "Nein, so gehts nicht" und dann neigt man vielleicht auch ein wenig dazu, den kompletten, über längere Zeit angesammelten Frust auf einmal abzulassen, was dann mitunter natürlich zu nachträglich betrachtet nicht so schönen Entscheidungen führen kann.
Also ich zumindest habe ziemlich viele negative Sachen in Erinnerung, was mir natürlich auch die "Möglichkeit" gibt, andere mit Dingen zu konfrontieren, an die sie sich unter Umständen nichtmal mehr selbst erinnern.

@ Redgrave

Ich kenne dieses Dilemma auch, zwar nicht aus dem familiären Kreis, aber aus dem Bekanntenkreis. Nach dem Motto 'same,same, but different'.
Nachdem Unterhaltungen oder Krisensitzungen nichts gefruchtet hatten, habe ich den Kontakt rigoros gekappt. Ich brauch so was nicht, dafür sind mir meine Nerven zu schade. Komischerweise kamen diese Leute nach einer gewissen Funkstille von selbst wieder an und wollten den Kontakt wieder aufleben lassen. Und seitdem ist alles geregelt und man kann wieder vernünftig miteinander umgehen. Was ich jedoch festgestellt habe ist, daß die Gräben zwar überbrückt sind, jedoch die Risse im Fundament schwerlich ganz zu kitten sind.

Aber nun zu mir.
Meine größte(n) Fehlentscheidung(en) waren, daß ich meine beiden Studiengänge (VWL und Bauingenieurwesen) zugunsten eines Spaß- und Partylebens und einer gewissen Arroganz ("mir kann nichts passieren, ich schaff das, bin ja schließlich ein Steh-auf-Männchen.") geschmissen habe. Auch, daß ich mir nicht wenigstens eine Lehrstelle gesucht habe, war äußerst unklug.
Jetzt, vielleicht nicht weiser, aber etwas klüger und mit fortgeschrittenem Alter, muß ich sagen "wie konnte ich nur so doof, uneinsichtig und unvorausschauend sein". Die Zeiten werden nicht einfacher, besonders in meinem Alter und als Ungelernter, egal wieviel Erfahrung ich jetzt mitbringe (auf dem Arbeitsamt werde ich als ungelernte Küchenhilfe geführt), muß man um JEDEN Job kämpfen um ihn zu behalten.
Was mir bleibt, ist für die Kids in meinem Umfeld als abschreckendes Beispiel zu fungieren und sie zu überzeugen sich eine abgeschlossene Berufsausbildung zu zulegen. Was danach ist bleibt ihnen selbst überlassen, aber was man hat, das hat man.

Na da gehts ja nicht nur mir so auch ich lass mir zuviel sagen...oder behalte alles für mich weil ich zu eingeschüchtert bin...warum auch immer. Mein Leben ist irgenwie ne einzige Lüge. Das bereue ich irgendwie... also dass ich einfach nichtmal so lebe wie ich will. Ich will nichtmal wem was böses oder so....

Puh, das ist aber mal eine ganz schlechte Nachricht, liebe Red.

Wenn du dich die ganze Zeit so fühlst wie du es hier schilderst, ist es wirklich schade für dich.
Man hat ja manchmal einen Tiefpunkt und zweifelt an allem was man getan und entschieden hat.
Aber es gibt meist dann auch wieder Zeiten, da sagt man, was habe ich da nur für einen Quatsch gedacht. Ist ja doch toll so wie es ist.
Wenn du den Punkt jedoch nicht mehr erreichst, solltest du dir ernsthaft Gedanken machen wie es weiter gehen soll.

Das dein Verlobter sagt das dich sein Sexleben nichts angeht ist allerdings krass. Wen geht es denn sonst etwas an, wenn nicht dich?
Wenn er auch ansonsten nicht bereit ist auf dich zu zugehen, ist das natürlich auch schlecht, denn du hast ja für das Zusammenleben mit ihm alles hinter dich gelassen.
Da fehlt ihm vielleicht etwas das Einfühlungsvermögen?!

Ich wünsche dir aber auf jeden Fall das es wieder gut wird und der jetzige Tiefpunkt nur eine vorübergehende Erscheinung ist.
Ihr müsst euch gemeinsam hinsetzen und über diese Dinge ausführlich reden. Ansonsten wird es schwer das zu überwinden und das macht euch nicht glücklicher.

LG

Hey, liebe Redgrave, leider weiß ich nicht, wie man sich in so einer Situation fühlt. Wenn man quasi alles aufgegeben hat und jetzt in einer Zwickmühle steckt. Aber ich kann nachempfinden, dass das sehr hart sein muss.

Ich kann dir in der Sache selbst nicht viel helfen, allerdings kann ich dir zu einer Situation etwas sagen.

Dein Verlobter macht den Anschein, als wolle er komplett alleine sein und Freiheit genießen? Ich denke, wenn das so nicht klappt und es dadurch von beiden Seiten aus nur Unzufriedenheit gibt, dann ist es das Beste, wenn du wirklich erstmal von ihm wegziehst.
Freiheiten möchte natürlich jeder und auch, dass man ab und zu mal alleine sein will, das kann ich sehr gut nachempfinden. Doch wenn die andere Seite anders denkt und komplett alles umwerfen will, dann wird das alles nichts..
Gut, du hast ihm selbst gesagt, dass du nur zu ihm ziehen möchtest, wenn er sich ändert... Aber seien wir mal ehrlich, wenn er sich ändern soll, ist das alles dann wirklich das Richtige für dich gewesen? Er möchte Zeit für sich, dann hat man das zu akzeptieren, wenn man sich liebt.
Aber allein schon, wenn man vom Partner erwartet, dass er sich ändert.. Denkst du, dass es dann überhaupt richtig war, zu ihm zu ziehen?
Ich möchte dir keine Vorwürfe machen, aber ich weiß selbst, dass Männer eher Abstand brauchen als wir Frauen es meist tun. Wir erwarten zu viel - wenn wir ihnen ihre Zeit lassen und sie nicht bedrängen, dann wird alles sehr viel harmonischer. Wenn du ihn aber direkt schon "verbiegen" wolltest, und er wusste das, dann hat ihn das vermutlich schon die ganze Zeit gewurmt..

Das klingt vermutlich alles recht direkt und vielleicht auch zu hart, wenn ja, dann tut es mir Leid. Aber wenn ich schon lese, dass ihr euch wegen einer banalen Sachen wie einem Handtuch streitet, spürt man ja schon förmlich, wie angespannt alles ist.
Dass zu wieder wegziehen willst, finde ich mutig und es ist vermutlich auch die beste Sache, die du machen kannst. Denn wenn ihr euch gegenseitig nicht wirklich akzeptieren könnt, ists ja alles recht schwer...

Aber wenn noch Liebe da ist, solltet ihr euch wirklich mal ernsthaft zusammen setzen und besprechen, wie alles weitergehen soll? Weil, wie gesagt, vll beruht das alles darauf, dass du ihn ändern wolltest bzw. seiner Freiheit berauben..

Wenn ich das alles richtig verstanden habe.

Ich wollte dir keinen Vorwurf damit machen! Habs vielleicht etwas ungünstig ausgedrückt.
das war so gemeint, dass, wenn er eben mehr so der Einzelgänger ist, und ihr dann eben zusammengezogen seid, dass er sich in seiner Freiheit zu sehr beraubt gefühlt hat.
Ich kenne ihn natürlich nicht und kann nur danach beurteilen, was ich hier lese. Und wenn es wirklich nicht mehr geht, dann ist das Zurückziehen so oder so die beste Lösung. Vorallem ists ja sehr komsich, wenn er auch erst gejammert hat und unbedingt wollte, dass du zu ihm ziehst.. Klingt ein wenig so, als hätte der Gute ernste Entscheidungsschwierigkeiten?

Willst dus denn jetzt ganz beenden oder einfach nur erstmal den Abstand aufbauen?

Hallo liebe Red,
tut mir echt leid für Dich, das Dein "Abenteuer" so in die Hose gegangen ist. Ich hab Dich damals sehr bewundert, diesen Schritt ins "Nichts" zu wagen.
Ich würde nicht sagen, dass es eine Fehlentscheidung war diesen Schritt zu wagen. Man muss gewisse Dinge ausprobieren und tun um nicht später verpassten Chancen nachzutrauern. Und es ist gewiss auch keine Fehlentscheidung den "Fehler" Deines Umzuges zu korrigieren.
Bei Deinem "Verlobten" drängt sich mir das Bild eines älteren Mannes (ich tipp mal so um die 45) auf, der, vor Dir, schon länger ein Single-Dasein geführt haben muss und sich in dieser Zeit gewisse Marotten angewöhnt hat, die nur schwer zu beheben sind, besonders wenn man sich der Verantwortung einer Beziehung nicht stellen und nichts dafür tun will und alles auf die lange Bank schiebt, wofür dieser bescheuerte Spruch

...das kommt mit der Zeit alles...

bezeichnend ist.
Über seine "erektile Dysfunktion" möchte ich mich nicht auslassen. Es ist leider immer noch so, dass bei vielen Männern dieses Thema tabu ist und lieber totgeschwiegen wird, man will sich ja nicht als "halber Mann" outen, anstatt gemeinsam mit dem Partner darüber zu reden um eine Lösung zu finden und die gibt es in den meisten Fällen.
Schatz konzentrier Dich jetzt auf Dich und Deinen Sohn, für den die ganze Geschichte sicher auch nicht einfach ist. Dieser Umzug nach Rostock war für ihn garantiert auch ein einschneidendes Erlebnis und jetzt wieder zurück nach DU ist für so einen kleinen Fratz auch nicht das Einfachste der Welt.
Strecke Deine Fehler wieder nach der "Heimat" aus (Wohnung, Job, etc.) und mach Dich da oben vom Acker. Lieber ein Ende mit Schrecken, als eine unendliche Geschichte. Denn im Endeffekt bist es Du die die Zeche zahlen muss. Er sieht ja keinen Handlungsbedarf.
Lass nur keine Zweifel an DEINEN Entscheidungen aufkommen. Du tust schon das Richtige

Wahre Worte Treefrog.
Stimme dir vollends zu.

Redgrave komme lieber wieder in den Pott
Anstatt dort oben in Kummer zuversinken.

Danke Bya...

Warum Hapti
ich finde Deine Argumentation durchaus ansprechend und nicht verkehrt. Und Du darfst nicht vergessen "jeder ist seines Glückes Schmied". Wir können hier nur Anregungen geben. In letzter Konsequenz ist jeder eigenverantwortlich und muß seine Entscheidungen selbst tragen und vor sich selbst verantworten.

Leider ist Deine Antwort jetzt gelöscht, aber ich lass meins trotzdem stehen :tongue:

Tschuldigung, war grad nur wegen einer Aussage ziemlich gefrustet, deswegen hab ichs gepostet gehabt... Aber wär unfair gegenüber Redgrave gewesen, weil sie ja die Probleme hat und nicht ich, da muss ich nicht meine eigenen hier reinbringen.
Deswegen hab ich den Post wieder gelöscht.

Wir sind alle nur Menschenlein...

Du hast das sehr gut auf den Punkt gebracht, Frosch.
Wenn Red nur noch genervt ist und sich unwohl in der Beziehung und auch der neuen Heimat fühlt, sollte sie das als Erfahrung abbuchen und neue Wege gehen.