Kleine Fantasy-Kurzgeschichte von mir. Würde mich über Feedbacks freuen.
Blut für Blut
Kaleb, der Ruhmvolle, saß geschützt durch seine mächtige, aus härtestem Stahl geschmiedete Plattenrüstung auf einem kahlen, schneebedeckten Gebirgskamm. Neben ihm im Schnee steckte der gewaltige Zweihänder, mit dem er schon zahllosen Feinden das Tor zur Hölle geöffnet hatte. Sein Blick schweifte über das Werk, für das er verantwortlich war. Rund um ihn herum lagen etwa ein halbes Dutzend Körper verstreut, zerschmettert und ausgeweidet von seiner unberechenbaren Klinge. In ihrem eigenen Blut lagen sie da, unerschütterlich anmutende Krieger, in zerfetzter Rüstung und mit ausdruckslosen, leeren Augen, die ins Nichts starrten. Dahinter bot sich die atemberaubende Aussicht über ein weites Tal, das immer steiler emporstieg und schließlich am Fuße schroffer Berge endete.
Stille herrschte. Kein einziger Laut war zu vernehmen, außer der seines eigenen, regelmäßigen Atems. Über seinem Kopf zogen dunkle Wolken gen Norden, welche vom Wind vorangepeitscht wurden wie Pferde von einem Fuhrmann. Ein ihm vertrauter Geruch lag in der Luft, der Geruch von Tod.
Doch den Mann, der schon unzählige Schlachten für sich entscheiden konnte, interessierte das alles nicht. Seine Gedanken waren ganz woanders, weit entfernt von diesem Schauplatz des Verderbens. An sein Weib dachte er, und seine Kinder. Kein Tag war vergangen, seit diese verdammten Söldner in sein Heim eingedrungen waren und sich an dem vergriffen hatten, was er über alles liebte und vergötterte. Die Frau, die ihm zwei prächtige Söhne geschenkt hatte - vergewaltigt und getötet. Seine beiden Kinder - aufgeknüpft am Querbalken seines eigenen Hauses.
Der Grund für diesen kaltblütigen Mord war ihm so klar, wie die eisige Luft, die ihn hier oben umgab. Hatte er doch vor nicht allzu langer Zeit den Statthalter öffentlich kritisiert, weil dieser nicht im Stande gewesen war, gerechte Steuern zu verteilen. Drohungen gegen ihn und seine Familie waren die Antwort. Und dann folgten diesen Worten Taten. Schreckliche Taten, jeglicher Menschlichkeit entfremdete Taten.
Getötet hatte er den Statthalter, hingerichtet, so wie er es verdient hatte. Folgte den blutigen Spuren im Schnee, die von seinem zerstörten Haus in die Wildnis führten. Hetzte ihnen nach, unermüdlich, bedingungslos und von purem Hass getrieben.
Doch nun war alles vorüber. Er hatte seine Rache bekommen. Mehr verlangte er nicht. Ohne seine Familie konnte, nein, wollte, er nicht weiterleben. Das Leben hatte keine Bedeutung mehr, keinen Inhalt, keinen Sinn. Alles wofür es sich zu Leben gelohnt hatte, wurde ihm auf so grausame Weise genommen. Die Gewissheit, hier oben zu Sterben, war ihm gleichgültig geworden.
Noch einmal fasste er sich an die Seite. Dunkles Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch, floss über die Beinkleidung und tränkte den Schnee in roter Farbe.
Widerstandslos schloss Kaleb die Augen. Gedanken an schöne Momente.
Ein letztes Mal.
Blut für Blut
Kaleb, der Ruhmvolle, saß geschützt durch seine mächtige, aus härtestem Stahl geschmiedete Plattenrüstung auf einem kahlen, schneebedeckten Gebirgskamm. Neben ihm im Schnee steckte der gewaltige Zweihänder, mit dem er schon zahllosen Feinden das Tor zur Hölle geöffnet hatte. Sein Blick schweifte über das Werk, für das er verantwortlich war. Rund um ihn herum lagen etwa ein halbes Dutzend Körper verstreut, zerschmettert und ausgeweidet von seiner unberechenbaren Klinge. In ihrem eigenen Blut lagen sie da, unerschütterlich anmutende Krieger, in zerfetzter Rüstung und mit ausdruckslosen, leeren Augen, die ins Nichts starrten. Dahinter bot sich die atemberaubende Aussicht über ein weites Tal, das immer steiler emporstieg und schließlich am Fuße schroffer Berge endete.
Stille herrschte. Kein einziger Laut war zu vernehmen, außer der seines eigenen, regelmäßigen Atems. Über seinem Kopf zogen dunkle Wolken gen Norden, welche vom Wind vorangepeitscht wurden wie Pferde von einem Fuhrmann. Ein ihm vertrauter Geruch lag in der Luft, der Geruch von Tod.
Doch den Mann, der schon unzählige Schlachten für sich entscheiden konnte, interessierte das alles nicht. Seine Gedanken waren ganz woanders, weit entfernt von diesem Schauplatz des Verderbens. An sein Weib dachte er, und seine Kinder. Kein Tag war vergangen, seit diese verdammten Söldner in sein Heim eingedrungen waren und sich an dem vergriffen hatten, was er über alles liebte und vergötterte. Die Frau, die ihm zwei prächtige Söhne geschenkt hatte - vergewaltigt und getötet. Seine beiden Kinder - aufgeknüpft am Querbalken seines eigenen Hauses.
Der Grund für diesen kaltblütigen Mord war ihm so klar, wie die eisige Luft, die ihn hier oben umgab. Hatte er doch vor nicht allzu langer Zeit den Statthalter öffentlich kritisiert, weil dieser nicht im Stande gewesen war, gerechte Steuern zu verteilen. Drohungen gegen ihn und seine Familie waren die Antwort. Und dann folgten diesen Worten Taten. Schreckliche Taten, jeglicher Menschlichkeit entfremdete Taten.
Getötet hatte er den Statthalter, hingerichtet, so wie er es verdient hatte. Folgte den blutigen Spuren im Schnee, die von seinem zerstörten Haus in die Wildnis führten. Hetzte ihnen nach, unermüdlich, bedingungslos und von purem Hass getrieben.
Doch nun war alles vorüber. Er hatte seine Rache bekommen. Mehr verlangte er nicht. Ohne seine Familie konnte, nein, wollte, er nicht weiterleben. Das Leben hatte keine Bedeutung mehr, keinen Inhalt, keinen Sinn. Alles wofür es sich zu Leben gelohnt hatte, wurde ihm auf so grausame Weise genommen. Die Gewissheit, hier oben zu Sterben, war ihm gleichgültig geworden.
Noch einmal fasste er sich an die Seite. Dunkles Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch, floss über die Beinkleidung und tränkte den Schnee in roter Farbe.
Widerstandslos schloss Kaleb die Augen. Gedanken an schöne Momente.
Ein letztes Mal.