Masse statt Klasse Diskussion

    Dieses Forum dient nur noch als Archiv. Eine Registrierung ist nicht mehr möglich!

      Masse statt Klasse Diskussion

      08.11.2010 | 23:26 Uhr
      Lausitzer Rundschau: Masse statt Klasse Diskussion über Freiwilligkeit von Ein-Euro-Jobs
      Cottbus (ots) - Keine Fördermaßnahme in der Arbeitsmarktpolitik wird so häufig angewendet wie der Ein-Euro-Job. Aber die Erfolge sind mehr als dürftig. Als ein Schritt hin zu regulärer Beschäftigung machen Ein-Euro-Jobs nur für die Wenigsten Sinn.

      Fragt sich also, wer oder was hier eigentlich gefördert wird? Antwort: in erster Linie die Bequemlichkeit und die Statistik. Die Jobcenter haben nämlich nur ein begrenztes Budget, um schwer vermittelbare Erwerbslose in den Arbeitsmarkt einzugliedern. Und da die Ein-Euro-Jobs vergleichsweise billig kommen, jedenfalls deutlich billiger als etwa eine aufwendige Qualifizierung, werden auch ganz viele Menschen einfach dorthin "vermittelt". Egal, ob die Maßnahme nun für sie geeignet ist oder nicht.

      Und je mehr Menschen das sind, desto schöner liest sich obendrein die Arbeitslosenstatistik. Denn dort tauchen jene Personen nicht mehr auf. Masse statt Klasse heißt dieses Prinzip, das man in der Chefetage der Bundesagentur für Arbeit nun offenbar selbst als unsinnig erkannt hat. Und das ist gut so. Schon aus Gründen der demografischen Entwicklung werden sich die Arbeitsagenturen in Zukunft immer weniger um die Vermittlung von Fachkräften kümmern müssen.

      Was bleibt, sind die gering und gar nicht Qualifizierten, die es immer schwerer haben, eine Beschäftigung zu finden. Sie mit Ein-Euro-Jobs nach herkömmlichem Strickmuster abzuspeisen, wird den veränderten arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen nicht gerecht. Die allermeisten Ein-Euro-Jobber von heute sind die Arbeitslosen von morgen. Dieser Drehtüreffekt muss endlich eingedämmt werden. Zumindest BA-Vorstand Heinrich Alt hat das begriffen. Die Bundesregierung, die sich Montag bedeckt hielt, offenbar noch nicht.

      Pressekontakt:

      Lausitzer Rundschau

      Telefon: 0355/481232
      Fax: 0355/481275
      politik@lr-online.de


      Quelle news aktuell GmbH
      Ich bin schon immer ein absoluter Gegner dieser 1 €-Jobs gewesen und finde es natürlich gut, das nun ein langsames Umdenken stattfindet.
      Aus meinem Freundes, - und Bekanntenkreis kenne ich das Leid der Leute die gezwungen werden so einen Job anzunehmen.

      Die machen in den meisten Fällen "richtige" Jobs, die ein paar skrupellose "Arbeitgeber" und auch gemeinnützige Unternehmen bereichern.
      Die 1€-Jobber stehen aber in der Regel nach so einer Maßnahme wieder genau da wo sie vorher waren.

      Der betroffenen Mensch hat also nichts davon, doch der Staat kann seine Statistiken dadurch schönen.

      Früher gab es diese Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bei denen man wenigstens ein einigermaßen gutes Gehalt bekam, was natürlich auch die Motivation dieser Teilnehmer steigerte.
      Denn gehe ich für "richtiges" Geld arbeiten macht es mehr Sinn und mehr Motivation lässt einen potentiellen Arbeitgeber auch genauer hinschauen.
      Was für eine Festanstellung sicher nicht schlecht sein kann.
      Original von DouglasCartland
      Denn gehe ich für "richtiges" Geld arbeiten macht es mehr Sinn und mehr Motivation lässt einen potentiellen Arbeitgeber auch genauer hinschauen.
      Was für eine Festanstellung sicher nicht schlecht sein kann.


      Da erwähnst du einen sehr wichtigen Punkt.
      Solange ich mich nicht wirklich um denjenigen kümmern muss, der da für mich arbeitet, werde ich wohl kaum einen wirklichen Einblick in sein Profil gewinnen, weil es einfach nicht interessiert, was genau dahinter steht, solange ich durch seine Anwesenheit nur irgendetwas "geschenkt bekomme".

      Es mag ja tatsächlich Leute geben, die ohne so eine Beschäftigungstherapie (und nichts anderes ist es, lässt man den Blickwinkel des Staates einmal außer Acht, auch wenn das nichts zur Sache tut) die Wände hochgehen, aber selbst von denen würde wohl kaum jemand "für umsonst" einer Arbeit nachgehen, die er normalerweise vernünftig bezahlt bekäme.
      Zivilisierte Teilsklaverei zum Erhalt eines Scheins, den ohnehin keiner mehr glaubt.

      Das ist so eines der Themen, über die ich gar nicht groß philosophieren kann, einfach weil man schon sehr blind sein muss, um nicht recht bald zu erkennen, dass 1€-Jobs einfach nur Moppelkotze sind.
      Tut mir leid, dass ich da jetzt so tierisch unkonstruktiv bin. =/
      No weapons.
      Just words.
      Ich sehe diese Ein Euro Jobs auch als kritisch an.
      Klar ist es eine gute Möglichkeit Menschen beschäftigt zu halten damit ihnen nicht die Decke auf den Kopf fällt, aber, wie bereits erwähnt, ist es denke ich auch psychisch nicht sonderlich viel wert, wenn man zwar eine Beschäftigung hat, aber weiss, dass deine Kollegen für die gleiche Arbeit mehr Anerkennung und vor allem das mindestens 7 fache an Geld bekommen.

      Ich bin selber ein Mensch dem schnell die Decke auf den Kopf fällt wenn ich nicht irgendwas zu tun habe. Ich war echt froh einen Bildungsgutschein von meinem Berater erhalten zu haben der mich zumindest 4 Monate halbwegs sinvoll beschäftigt hat (Business English, SAP Kurse, auch Lexware und Sage nebenher), aber wenn ich mir vorstellen muss, für 1 € die arbeit zu erledigen für die andere 7-8 € bekommen, bin ich auch eher nicht so begeistert.

      Lasst mich ausschweifen...

      Ich persönlich finde es ja schon schade, dass man die vielen 400 € Jobs die man annehmen könnte nicht wirklich auskostzen kann wenn man Hartz IV bekommt, weil man von den 400 € gerade mal 165 € behalten darf. Natürlich muss das Amt auch darauf achten, dass man sich nicht mit dem Nebenverduienst und der Kohle vom Staat ein lockeres Leben macht, aber allein dieser Gedanke, dass man 235€ für die Katz arbeitet lässt mich oft zögern.
      Und für 165 € stellt einen kaum jemand ein.
      Mich würde auch der Gedanke der Minderwertighkeit ganz stark plagen wenn ich ans 1 € Jobber im Verhältnis soviel verdiene wie ein Equadorianischer Kaffee-Bauer und ich bin mir nicht sicher, ob wirklich jeder deiner Mitarbeiter dir dann den Respekt entgegenbringt, wie seinen anderen Mitarbeitern, wen er weiss, dass du die selbe arbeit machen MUSST wie er, aber nix bekommst. Ich glaube es gibt genug Arschlöcher in der Welt die das ausnutzen, zumal du als 1 € Jobber dann auch nichtmal ne Wahl hast, weil dir das Amt direkt die Kohle streicht wenn du sagst 'mach ich nicht mehr'..

      Was folgt daraus?
      Die Leute die sich vom Staat ausgebeutet fühlen, weil sie eben diese 1 € Jobs oder auch diese reduzierten 400 € Jobs ausüben, greifen sofern eine gewisse qualifikation besteht zur Lösung 'Nachbarschaftshilfe' und streichen/renovieren mal eben die Wohnung von irgendwelchen Bekannten von Bekannten für ne gute Mark und machen es sich damit das Leben schön.

      Auch dies hat ggfs Folgen:
      Der 'Nachbarschaftsdienst' nimmt einen so ein, dass man darüber hinaus vergisst sich einen anständigen job zu suchen, zumal man, wenn man halbwegs gut wirtschaftet und nen guten Ruf in der Nachbarschafthilfe genießt, durchaus von Hartz IV und der schwarzen Entlohnung sehr gut leben kann und teilweise nichtmal auf Luxus verzichten muss. (man sieht es oft genug)

      Wäre für mich vielleicht eine Übergangslösung, aber alles in Allem wär ich schon dankbarer dafür wenn ich weiss, dass ich mir Geld für meine Rentenkasse verdienen kann, aber diese 1-€ Lösungen sind für mich nicht erstrebenswert.


      Aber nicht lachen ¬_¬

    Dieses Forum dient nur noch als Archiv. Eine Registrierung ist nicht mehr möglich!