Like the last day we have

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      Like the last day we have

      „Feuer?“
      Asu, die mit ihrer Clique auf einer Treppe saß, brauchte gar nicht hinter sich sehen um zu sehen wer da stand. Es war jeden Tag dasselbe Spiel.
      Alice stand eine Treppenstufe über ihr. Mit der Zigarette bereits im Mundwinkel streckte sie die Hand nach einem Feuerzeug aus, ihre langen Haare wehten leicht im Sommerwind, hinter ihr erstreckten sich die Türme des Doms. Das war ihre Art von Begrüßung.
      „Nein, verdammt! Ich rauche immer noch nicht.“, giftete Asu wie jedes Mal zurück.
      „Schongut.“, sagte Alice ruhig und lies sich neben Asu fallen.
      Gelassen steckte sie sich die Zigarette, mit einem Feuerzeug von Ben an, der ein paar Stufen weiter unten saß, an.
      Dabei nuschelte sie, „Hast du heute schon die Zeitung gelesen?“, in Asus Richtung.
      Natürlich hatte sie nicht… warum auch? Es war fast so, als wären Asu und die lokale Zeitung verfeindet.
      Wie selbstverständlich zog Alice das lokale Käseblatt, bereits aufgeschlagen, aus ihrer Tasche.
      „Das hier dürfte dich aber Interessieren.“
      Sofort zog das dunkelblonde Mädchen die Zeitung näher an sich.

      „Junge (ca. 19 Jahre alt), stürzt sich von Kölner Rheinbrücke“

      Unter der Schlagzeile war ein kleines Foto. Es musste wohl ein älteres gewesen sein, aus Zeiten, als es dem Jungen noch gut ging. Seine längeren schwarzen Haare hingen wie ein Schleier vor seinem Gesicht und verdeckten fast die hälfte.
      Aber das reichte aus, den Jungen erkannte sie sofort. Ihr Ex, Eddie. Sie hatte vor wenigen Tage mit ihm Schluss gemacht. Seine Drogenräusche hielt sie nicht mehr aus.
      Er wurde mehr und mehr abhängiger. Er hatte schon öfter geplagt, dass er es selbst nicht mehr aushalten könne und der Tod der einzige Ausweg für ihn wäre.
      Obwohl sie wusste, dass sie nicht viel Neues in dem kleinen Text unter dem Foto erfahren könnte, las sie ihn trotzdem.

      „Am Samstagmorgen wurde ein Junge, mit einem Drogencocktail im Blut, von Spaziergängern am Rheinufer gefunden. Er ist vermutlich von der Rheinbrücke gestürzt. Genaure Gründe, ob es sich um Selbstmord handele sind noch nicht bekannt. Ein Abschiedsbrief wurde ebenfalls noch nicht gefunden.
      Die Anzahl der Drogenopfer nahm im vergleich mit letztem Jahr zu.
      Die Ergebnisse bewiesen auch, dass gehäuft zu härteren Drogen gegriffen wird.
      Dies ist nur ein Todesopfer von vielen. Die Dunkelziffer wird in naher Zukunft vermutlich nicht sinken.“

      Asu zerknüllte die Zeitung und warf sie weg.
      „Was soll das denn mit solchen Statistiken?“, sagte sie lauthals.
      Alice beugte sich hinunter um ihr Gesicht zu sehen. Waren da keine Emotionen zu sehen?
      Die dunkelblonden Strähnen verdeckten ihr Gesicht.
      „Trifft, dich sein Tod nicht?“, fragte Alice dabei.
      Asu antwortete nicht. Ihr Gesicht blieb kalt.

      In der Zwischenzeit hob ein großer Junge namens Basti die, frisch zerknüllte Zeitung hoch und las den Artikel über Eddie. Dieser grenzte sich etwas von der anderen Gruppe ab. Er sah nicht wie ein typischer Punk oder Emo aus. Um sich etwas der Gruppe anzupassen versuchte er sich daran sich die Frisur des Bassisten einer Japanischen Band zu machen. Das Ergebnis war noch fraglich…
      Basti kannte Eddie noch nicht so lange, aber er war auch ihm bekannt.
      Auch Eddie gehörte zur Clique, aber er wurde schon seit Wochen nicht mehr in der nähe des Doms gesehen.

      Und schon spürte Asu, wie jemand von der anderen Seite seinen Arm um ihre Schulter legte und ihr den zerknitterten Artikel vor die Nase hielt.
      „Hab gehört dein Kerl ist weg…. Brauchst du jemanden, an dessen Schulter du dich ausheulen kannst?“
      Asu drehte sich nur weg. „Du nervst Basti…“
      Seine Hand rutschte tiefer, „Hey, ich meins ernst!“
      „Ich auch… hau ab.“, keifte sie angewidert zurück.
      Alice stand sofort auf und hielt Asu ihre Hand hin, damit sie sich an ihr hochziehen konnte.
      Zusammen machten sie sich auf den Weg zu einer alten Fabrik.
      Auf dem Dach des verlassenen Gebäudes starrten sie auf die Schiffe, die den Rhein entlangfuhren.

      „Warum sagst du nichts dazu?“, fragte Alice nach einer Weile.
      Asu blieb lange Stumm.
      „Ich hab mit ihm schon längst abgeschlossen…“, sagte sie dann aber endlich.
      Alice legte sich auf den Betonboden und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
      „Du weißt aber schon, dass uns jetzt auch ein Bandmitglied fehlt?“
      Plötzlich wurde auch Asu , der Sängerin bewusst, das so die Band in die Brüche gingen würde.
      Wo sollten sie denn jetzt einen neuen Bassisten her bekommen?
      „Ähm… wir finden einen neuen…“, erklärte sie unruhig.
      Alice warf einen Blick auf die Uhr ihres Handys, „Ich muss mal los… ich überlass die Suche eines neuen Mitgliedes dir.“, mit den Worten ging verlies sie das Gebäude.
      Asu blieb noch länger auf dem Dach sitzen.
      Wo sollte sie denn einen Bassisten herkriegen? Sonst kannte sie keinen, der ein Instrument spielen konnte, egal welches.
      Der silberne Vollmond stand schon über dem in Dunkelheit gehüllten Dom. Die sinkenden Temperaturen ließen Asu frösteln. Ihr T-Shirt und das Halstuch spendeten nicht genug Wärme für eine einsame Sommernacht.
      So machte auch sie sich auf den Weg nachhause.
      Unterwegs stieß sie mit einem betrunkenen Mann mittleren Alters zusammen, der gerade aus einer Kneipe kam.
      „Hey, ganz alleine? Wie viel nimmst du?“
      Das Mädchen verpasste ihm kraftvoll eine Ohrfeige.
      „Verpiss dich, Wichser!“
      Vorsichtshalber rannte sie schon los, bevor ihr der Kerl überhaupt folgen könnte.
      Erst Zuhause merkte sie, wie ein stück Papier an ihrem rechten Schuh klebte.
      Ruckartig zog sie es ab und guckte nach was es war.
      „Ach, bloß ein Flyer…“

      „Flashback

      Punkkonzert
      Wo: auf dem Fabrikgelände neben dem Skateplatz
      Wann: 24.9.
      Freier Eintritt“

      „Das ist Morgen… da könnte ich hingehen… vielleicht find ich ja ein paar Leute.“

      Am nächsten Tag brachte sie den Flyer mit zu ihren Freunden an dem Dom.
      „Schaut euch das mal an. Lass uns da mal reinschauen.“, verläutete sie freudig.
      „Gut“, meinte Helena, „gehen wir hin.“


      Vor dem Platz waren noch einige Skater auf der Bahn. Noch wenige Leute waren für das Konzert gekommen.
      Dennoch befand sich darunter eine kleine Gruppe von Nazis.
      „Shit“, zischte Ben kaum hörbar, „was machen wir jetzt?“
      Doch dafür war es bereits zu spät. Die Gruppe Faschos kam direkt aus Alice zu, angeführt von einem Skinhead in Bomberjacke.
      „Du! Dich hab ich doch gestern Abend gesehen. Du gehörst doch zu denen, die gestern das Graffiti an die Wände von meinem Elternhaus gesprayt hat! Die fetten Jahre sind vorbei? Was soll das heißen?“
      Asu verdrehte die Augen. „Da war die also gestern…“
      Ben stupste Alice in die Seite. „Reife Leistung. Warum musst du dich erwischen lassen?“
      Alice schrie ihre Gruppe an, „Los, abhauen! Macht schon!“
      Asu hatte den Anschluss verpasst und lief der Gruppe nur mühsam hinterher.
      Einer der Faschos hatte sie aber schon am Arm gefasst. Und zog sie zu sich.
      Sie wehrte sich, aber mit ihrer geringen Körpergröße kam sie nicht gegen solch einen Riesen an.
      „Finger weg!“
      Das Mädchen drehte sich kämpfend um.
      Da stand ein großer, geschminkter Typ mit Kinnlangen schwarzen Haaren, einem Nasenpiercing und 2 Lippenpiercings.
      „Lasst sie in Ruhe. Sie hat euch nichts getan.“, brüllte er vorwurfsvoll in die Menge.
      „Ach, und wer bist du?“, fragte der Nazi, der Asu festhielt.
      Der Schwarzgekleidete ballte seine Hände zu Fäusten und ging näher auf den Nazi zu. „Soll ich dir erst die Zähne ausschlagen?“
      Der Nazi lachte ihn bei den Worten aber nur aus.
      Mit einem gezielten Schlag auf die Nase fing diese gleich an zu bluten.
      Vor Schmerz lies der Nazi das Mädchen los und griff sich ins Gesicht.
      Die Chance ergriff Asus Retter und zog sie am Arm weg. So schnell er konnte rannte er mit ihr weg von dem Gelände.
      Asu wusste genau, dass ihre Gruppe unter der Brücke am Rhein saß. Das hieß, dass sich ihre Wege hier trennen mussten.
      „Sorry, ich muss jetzt weiter. Danke, dass du mir geholfen hattest.“, sagte Asu schnell und lief noch bevor ihr Retter antworten konnte die Straße runter.
      Er hingegen stand noch an der Abzweigung und sah ihr nach.
      Unter der Brücke kam ihr Alice entgegen und umarmte sie sogleich.
      „Wir dachten schon du wärst verloren gegangen, oder dir wär sonst was passiert…“
      „Ach was“, versicherte Asu, „alles ganz easy.“

      „Gut“, meinte Alice, „aber das mit dem Konzert können wir ja knicken. Schon eine Idee wegen dem Bassisten?“
      Asu löste sich aus der Umarmung, „Ich find schon was.“
      „Das solltest du.“, warf Alice ihr vor.
      Asu warf ihre Tasche über die Schulter und ging wieder. „Ich mach schon…“
      Gedankenverloren schlenderte sie über die Rheinbrücke.
      Hier sollte sich ihr Ex umgebracht haben? Ein schöner Anblick war es nicht gerade.
      Es gab wirklich bessere Orte, aber in seinem Drogerausch hat er wahrscheinlich nicht mehr genug davon mitbekommen.
      Aber vielleicht wollte er gar nicht sterben? Vielleicht hat ihn irgendjemand ins Wasser geschubst, und er konnte von seinen Sinnen betäubt nicht mehr schwimmen?
      Jetzt hatte es keinen Sinn darüber nachzudenken. Sie musste nach vorne sehen und die nahe Zukunft meistern.
      Mittig der Brücke stand aber ein Typ. Schwarze Haare, langer Pony, Lippenpiercing, groß. Eigentlich ihr Traumtyp.
      Aber irgendwas schien nicht mit ihm zu stimmen. Desorientiert blickte er auf einen Punkt im Wasser. Seine Haare bewegten sich langsam im Wind.
      Asu blieb ein paar Meter vor ihm stehen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie ihn ansprechen? Was sollte sie ihm sagen?
      Sie entschloss sich doch dazu etwas zu sagen und ging langsam zu ihm hin.
      „Entschuldige… Stimmt irgendwas nicht?“
      Der Typ drehte sich zu ihr um, sagte jedoch kein Wort.
      Zwei salzige Tränen liefen ihm die Wange runter.
      Er wischte sie sich sogleich mit seinem Pulloverärmel ab.
      „Bitte, was ist denn los?“, harkte Asu nach.
      Der Junge schlug sich die Hand vor den Mund um nicht zu schluchzen. Dabei rutschte sein Ärmel ein Stückchen runter und legte einen Blutiggeritzten Unterarm frei.
      Unfreiwillig starrte Asu auf diese Stelle, was der Typ auch bemerkte.
      Sofort rannte er rückwärts los, weg von Asu und der Brücke.
      Asu versuchte noch dem Jungen nachzusehen, aber sie verlor ihn aus dem Blick.
      Sie musste sowieso den gleichen Weg nehmen, welchen der Junge zur Flucht nutze.
      Ein paar Meter weiter lag ein Zettel in Postkartengröße auf dem Boden. Sie blieb davor stehen und las was drauf stand.

      „Das wars, es ist aus.“

      Asu machte einen großen schritt über die Karte. Sollte sie dem Typen gehören? Viel Sinn machte es nicht, aber das war ihr in diesem Moment auch egal.
      Es interessierte sie viel mehr wo der Typ hingerannt war und was jetzt aus ihm würde.
      Asu kam wieder Eddie in den Sinn.
      Könnte es vielleicht sein, dass er genauso enden würde?
      Das eine alte Frau, die morgens mit ihrem Hund am Rheinufer spazieren gehen würde seine blau angelaufene Leiche mit den vielen roten Linien am Arm finden würde und danach den Schock ihres Lebens erleiden würde?
      Nein, so dürfte sein Leben nicht enden. Eddie sollte der letzte sein, der so gestorben ist.
      Keiner hatte so etwas verdient.

      Eine Woche später, als Asu wieder auf die Domplatte gehen wollte, blieb sie auf der Brücke stehen. Etwa hier musste der Typ damals gestanden haben.
      Die Karte lag immer noch auf dem Boden. Sie war schmutzig und von hunderten Passanten festgetreten worden. Die Worte, die einst mit Kugelschreiber drauf geschrieben worden, waren verblasst, so dass man sie kaum noch lesen konnte.
      Seit diesem Tag hatte sie ihn nicht mehr wieder gesehen. Kam er vielleicht gar nicht aus Köln, oder wurde seine Leiche bereits gefunden?
      In ihrer Gedankenwelt bemerkte sie gar nicht wie plötzlich jemand neben ihr stand und auf sie einredete.
      „Hallo? Alles klar?“
      Wie aus ihren Träumen gerissen schreckte sie hoch.
      Ihr Retter vom Konzert stand neben ihr und machte ein besorgtes Gesicht.
      „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“, redete er auf sie ein.
      „Nein, ist ok.“, versicherte die Dunkelblonde.
      Der Junge drehte sich um und lehnte sich an das Geländer.
      „Du sahst so besorgt aus… da fragte ich mich, ob irgendwas mit dir sei. Aber wir haben uns noch nicht vorgestellt. Ich bin Maik.“
      Asu schüttelte ihm die Hand.
      „Asu, angenehm.“
      „Also, was machst du hier?“, fragte er.
      Da hatte er sie getroffen. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Das würde er niemals verstehen. Eine Notlüge müsse her…
      „Ich hatte drüber nachgedacht, ob ich vielleicht jemanden kenne, der Bassist für unsere Band werden könnte. Unserer hat uns verlassen.“
      Das war brillant. Es war noch nicht mal eine Lüge.
      Maik dachte nach und verschränkte die Arme.
      „Hmm.. vielleicht kenn ich jemanden.“
      Asu freute sich und zog an seinem Arm.
      „Wen?“
      Maik stupste sich nur mit dem Zeigefinger auf seine Brust.
      „Ich hab früher mal Bass gespielt. Das ist aber schon eine Weile her.“
      „Könntest du es vielleicht noch mal für uns versuchen?“
      „Versuchen kann ich es auf jeden Fall.“
      Asu umarmte ihn stürmisch vor Freude.
      „Das ist super. Willst du gleich mitkommen? Dann stell ich dich den andern vor.“
      Maik sah kurz auf seine Armbanduhr.
      „Na gut, ich hab kurz Zeit.“
      Asu nahm seine Hand und zog ihn über die Brücke bis vor den Dom, wo die anderen saßen.
      Stolz blieb sie vor ihnen stehen und präsentierte Maik.
      „Hört mal, das ist Maik. Er wird unser neuer Bassist.“
      „Na das wurd auch Zeit…“, murmelte Alice ruhig. Und zog an ihrer Zigarette.
      Basti setzte sich nur auf und sah bittend an Maik hoch.
      „Haste mal nen Euro?“
      „Ähm, nein. Im Moment nicht.“, sagte Maik verlegen.
      „Hätte ja sein können.“, sagte Basti betrübt.
      Das war das erste Kapitel einer Geschichte von mir.
      Ich schrieb sie für eine Freundin von mir, da sie einen Manga dazu zeichnen wollte.
      Abgeschlossen hab ich sie noch nicht, aber ich tu mich so schwer damit die Geschichte weiter zu schreiben, da ich überhaupt kein Fan von diesen Emozeug bin.
      Ich werde auf jeden Fall noch weiterarbeiten.


      MFG:
      Stephen King

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