Die Zeitkompression
Das Mysterium von Final Fantasy VIII
Das Mysterium von Final Fantasy VIII
Final Fantasy VIII handelt von Söldnern und Hexen, Intrigen und Machtspielen, von Raum und Zeit, Liebe und Kälte oder um es mit einem Wort zusammenzufassen: Erinnerungen.
Ein seltsames Wort, um derart viele Zusammenhänge einzugrenzen, nicht? Aber in der Tat dreht sich vieles in Final Fantasy VIII um die Erinnerungen.
Es fängt mit den Guardian Forces an, mit denen Hauptcharakter Squall und der Söldnertrupp SEED kämpfen. Der Einsatz dieser Bestien löscht bei zu großer Häufigkeit Erinnerungen. Sie sperren die Gedanken an eine längst vergangene Zeit, in der die Hauptcharaktere zusammen lebten und vieles gemeinsam hatten.
Und Erinnerungen sind der Grund, warum die Hexe Artemisia, Hexe aus der Zukunft und gefährlichste Feindin in Final Fantasy VIII, die Zeiten komprimieren will.
„Final Fantasy VIII“ – Kenner kennen sie genau. Die Hexe aus der Zukunft vergiftete den Verstand von Hexe Edea, um Einfluss auf die Gegenwart nehmen zu können. Weiterhin handelte sie mit Rinoas Körper, der hübschen Anführerin der Widerstandsbewegung „Waldeule“, die sich in den Hauptcharakter Squall verliebt. Unter Artemisias Einfluss befreit Rinoa die Hexe Adell, die im Weltraum versiegelt nie wieder hätte erwachen sollen. Artemisia ist auf der Suche nach einem starken Wirt, um die Zeitkompression in der Gegenwart durchzuführen. Um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu vereinen, benutzt sie Ellione, eine alte Kindheitsfreundin von Squall, die Menschen in die Vergangenheit zurückschicken kann, die Hexe Adell für die Gegenwart und sich selbst für die Zukunft.
Von der Zukunft aus befällt sie Adells Körper und lässt sich von Ellione in die Vergangenheit schicken, um die drei Zeiten zu vereinen. Es bleibt nur ein Gewirr aus Licht und Dunkel, keine Zeit, nur Raum. Ein Ort, an dem sie zu jedem Zeitpunkt wandern kann, den sie besuchen möchte, an dem sie die Zukunft selbst formen kann, an dem sie allein die Macht besitzt – als Mutter der Zeitkompresse, als Erschafferin einer neuen Zeitform.
Was bewegte sie aber dazu, eine solche Kompression durchzuführen? Ist es das Verlangen nach Macht? Möchte sie die Alleinherrschaft über Raum und Zeit? Auf den ersten Blick wäre das anzunehmen. Wenn man den Endkampf mit der Hexe ansieht, wird man eines besseren belehrt:
Erinnerungen...
aus ferner Kindheit
Jenes Empfinden...
Jene Worte...
Jene Gefühle...
Mit dem erwachsen werden
geht vieles verloren.
Die Zeit wartet nicht.
Man hält sie fest
und doch zerrinnt sie.
Doch jetzt...
Artemisia sagt diese Worte, als sie nur noch ein paar Schläge von ihrem Ende entfernt ist. Man sagt: „Im Tod kommt alles zurück.“
War das bei Artemisia auch der Fall?
Erinnerungen...
aus ferner Kindheit
Jenes Empfinden...
Jene Worte...
Jene Gefühle...
Mit dem erwachsen werden
geht vieles verloren.
Als scheint, als denkt Artemisia an etwas, das sie an ihre Vergangenheit erinnert. An ihre Kindheit. Sie spricht von Worten, Gefühlen und Empfindungen. Außerdem stellt sie fest, dass sie mit dem erwachsen werden alles vergessen hat.
Die Zeit wartet nicht.
Man hält sie fest
und doch zerrinnt sie.
So ist die Zeit. Viele Dinge, die man gerne für immer Behalten hätte, verschwinden mit der Zeit, auch wenn man sich dem irgendwann nicht mehr bewusst ist.
Hat Artemisia versucht, etwas einzufrieren, was sie nicht vergessen wollte? Welches Ereignis liegt in ihrer Vergangenheit begraben, das sie unbedingt wieder haben wollte? Hat sie deshalb die Zeiten komprimiert? Um an die Vergangenheit zu kommen? Um die Vergangenheit auch in der Zukunft lebendig zu machen?
Fragen über Fragen und die Antworten sind nach wie vor unklar. Doch ihr kleiner Text ist noch nicht fertig.
Mit den finalen Worten „Doch jetzt...“ scheint sich etwas in ihr zu rühren. Etwas wird präsent. Ist es ein Bild, das sie in die Vergangenheit zurückversetzt? Oder ist es die Einsicht, falsch gehandelt zu haben?
Offizielle Antworten auf diese Fragen sind nicht zu finden. Man müsste sich komplett auf die Spekulationsebene begeben, um Antworten zu finden. An dieser Stelle kommen interessante Theorien ins Spiel, zum Beispiel die Vermutung, bei Artemisia handele es sich um die Hexe Rinoa, die sich nach dem verstorbenen Squall sehnt. An dieser Stelle möchte ich auf diese sehr ausführliche Theorie nicht weiter eingehen, sondern bei den Fakten bleiben.
Nachdem Squall und seine Freunde Artemisia ausgeschaltet haben, sind sie zwischen die Zeiten gefangen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ergeben einen Brei und nur ihre Erinnerungen können sie an den Ort bringen, der sie wieder in ihrer Zeit vereinen wird. So landen alle wieder in ihrer Zeit… bis auf Squall und Rinoa, die sich das Versprechen gegeben haben, einander niemals alleine zu lassen.
Sie suchen sich gegenseitig in der Dunkelheit von Raum und Zeit und Squall taucht tief in seine Vergangenheit ein. Er begegnet Edea, die früher die Aufseherin von Squalls Waisenhaus war und von allen nur als „Mutter“ bezeichnet wurde.
Außerdem trifft er sich selbst als kleinen Jungen, der immer Ellione nachgetrauert hat, die eines Tages von Soldaten des Königreiches Ester mitgenommen wurde. Squall erkennt seinen damaligen Kummer wieder und weiß, dass er sich weiter entwickelt hat.
Doch dann erscheint Artemisia erneut, die ihm durch Raum und Zeit gefolgt war. Squall zückt seine Waffe, doch Edea erklärt ihm, dass eine Hexe erst stirbt, wenn sie ihre Kräfte an eine andere Hexe weitergegeben hat. Edea nimmt Artemisias Kraft an und Artemisia stirbt.
Diese Szene ist von großer Bedeutung!
Wenn Artemisia ihre Kräfte nicht an die Edea der Vergangenheit weitergegeben hätte, wäre Edea womöglich nie von ihr besessen gewesen! Wenn man diesen äußerst schweren Gedanken verfolgt und nachvollzieht, kommt man auf folgende, wichtige Aussage:
Wenn Artemisia in der Zeitkompression nicht zurück in die Vergangenheit gegangen wäre, um Edea ihre Kraft zu geben, wäre die Zeitkompression nie entstanden.
Anders ausgedrückt: Ohne Artemisias Tod durch Squall in der Zeitkompression, wäre Edea niemals an die Kräfte dieser Hexe aus der Zukunft gekommen und die ganze Verkettung von Ereignissen, die zur Zeitkompression selbst geführt haben, hätte so nie stattfinden können!
Diese Aussagen führen zu dem Schluss, dass Squall und die anderen Protagonisten die Zeitkompression selbst ausgelöst haben. Denn Artemisia hat mit ihrem Tod in der komprimierten Zeit den Grundstein dafür gesetzt, dass die Zeitkompression jemals stattfinden konnte. Denn so war Edea als Hexe von Artemisia beeinflussbar und so ist Rinoa erst eine Hexe geworden (Rinoa hat Edeas Kräfte übernommen). Nachdem Rinoa Edeas Kräfte übernommen hatte, ist Artemisia sofort in sie geschlüpft, um Adell zu wecken.
Ich denke, es ist also ganz deutlich geworden, dass die Zeitkompression durch sich selbst entstanden ist. Es ist ein Kreislauf, den Artemisia mit der Weitergabe ihrer Kräfte an Edea unendlich gemacht hat. Wo ist aber jetzt der Anknüpfpunkt?
Wo geht die Zeit wieder normal weiter?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich ausnahmsweise auf die Spekulationsebene ausweichen (mit der guten Absicht, den verehrten Leser von meiner These zu überzeugen^^). Wir kehren wieder zu den Erinnerungen zurück.
Nachdem Squall in der Zeitkompression zusammenbricht, weil er Rinoa nicht mehr findet, wird er schließlich von ihr gefunden. Rinoa erinnert sich an den Ort, der fern von der Zeitkompresse liegt. Der Ort, an dem Rinoa und Squall versprachen, sich wieder zu treffen: Die Blumenwiese neben Edeas altem Waisenhaus.
Die Zeitkompression bringt die beiden in diesen Ort.
Jetzt wo die Zeitkompression bestand hatte, es für Rinoa möglich war, an jeden Ort in Raum und Zeit zu reisen und sie wählte diesen Ort, der existierte, bevor die Zeitkompression die Zeiten vereinte. Sie wählte die Gegenwart von Final Fantasy VIII, die Blumenwiese, die Zeit, in der all ihre Freunde leben.
So kommt sie in ihre Gegenwart zurück, zusammen mit Squall. Und auch, wenn die Zeitkompression immer noch bestehen sollte, ist es doch für die Freunde möglich, in DIESER Zeit ihr Leben normal weiter zu führen. Und es ist davon auszugehen, dass die Zeitkompression immer noch besteht. Denn überlege man sich: Werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft komprimiert, dann ist gleichzeitig in jeder Welt, in jeder Dimension und in jeder Zeit die Zeit komprimiert. Das führt uns unmittelbar zu der Aussage, dass die Zeit mit ihrer Komprimierung immer komprimiert sein wird und schon immer komprimiert war. So suchte sich Rinoa nur einen gewissen Zeitpunkt aus, in dem sie weiterleben wollte.
An einem gewissen Zeitpunkt in einer komprimierten Zeit.
Das Einzige, was Rinoa jetzt noch belasten könnte, ist, dass sie als Hexe unsterblich ist und Squall als Mensch früher oder später sterben wird. An dieser Stelle beende ich meinen größtenteils auf Fakten basierenden Bericht über die Zeitkompression, da nun wieder die „Artemisia = Rinoa“-Theorie greift. Denn um Squall zu behalten, muss Rinoa die Zeiten wieder zusammenfügen. Da die Zeitkompression bereits stattgefunden hat, wäre es ihr also möglich, sie noch mal stattfinden zu lassen (Artemisia hat durch die Kräfteübergabe an Edea den endlosen Kreislauf eröffnet).
Wer Interesse hat, kann sich die „Artemisia = Rinoa“-Theorie zu Gemüte führen und über Rinoas Plan informieren. Sie ist in entsprechendem Thread hier im Forum verewigt.
An dieser Stelle möchte ich mir fürs Lesen bedanken und hoffe, dass meine Argumente nachvollziehbar waren und der Bericht wieder Lust auf Final Fantasy VIII geweckt hat.