Der neue EU - Reformvertrag

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      Der neue EU - Reformvertrag

      Ein Thema, daß uns alle betrifft.
      Quer durch Europa Erleichterung und Freude über die soeben hart errungene Einigung über den neuen Reformvertrag ("Vertrag vom Lissabon").
      Ich fasse mal die wichtigsten Eckpunkte zusammen und würde anschließend gerne Eure Meinung dazu hören. Wird jetzt alles besser? Wird die EU dadurch wirklich demokratischer und sozialer?
      Wird unsere Außenpolitik glaubwürdiger als bisher?
      Oder sind das doch nur Illusionen?

      Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Eckpunkte des neuen Grundlagenvertrags:

      Permanenter EU-Ratspräsident: Statt der derzeit halbjährlich wechselnden EU-Ratsvorsitzenden - den Regierungs- oder Staatschefs des jeweiligen Vorsitzlandes - wird ab 2009 ein fixer, für zweieinhalb Jahre gewählter Präsident den Vorsitz bei Europäischen Räten und bei Gipfeltreffen mit Drittstaaten führen.


      Der Posten soll von einem ehemaligen Regierungschef bekleidet werden. Damit soll die EU eine kontinuierlichere Außenvertretung als bisher bekommen. In den jeweiligen EU-Fachministerräten bleibt der Vorsitz beim jeweiligen Präsidentschaftsland, die halbjährlich rotierenden Ratsvorsitze sollen sich aber in Trio-Präsidentschaften besser koordinieren.


      "Hoher Vertreter" für die Außen- und Sicherheitspolitik: Dieser soll ab 2009 die bisherigen Doppelgleisigkeiten zwischen dem EU-Außenbeauftragten des Rates (derzeit Javier Solana) und dem EU-Außenkommissar (derzeit Benita Ferrero-Waldner) beenden.


      Der "Hohe Vertreter" wird in Personalunion Generalsekretär des Rates und Vizepräsident der Kommission sein. Der Name "EU-Außenminister" wurde auf Druck Großbritanniens fallengelassen.


      Verkleinerte EU-Kommission: Ab 2014 werden nur noch zwei Drittel der EU-Staaten Kommissare in Brüssel stellen anstatt wie bisher alle. Um eine gleiche Vertretung aller zu garantieren, muss die EU noch ein Rotationssystem festlegen.


      Grundrechtscharta: Mit Ausnahme Großbritanniens und Polens wird der Text der Charta rechtsverbindlich. Diese garantiert den EU-Bürgern eine Reihe von einklagbaren Rechten wie etwa das Recht auf Leben, den Schutz personenbezogener Daten, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit und freie Meinungsäußerung. Die Grundrechtscharta soll die Europäische Menschenrechtskonvention ergänzen.


      Mehrheitsentscheidungen: Die nationale Vetomöglichkeit entfällt ab 2009 in der EU-Innen- und -Justizpolitik. Großbritannien kann selbst entscheiden, ob es bei solchen Entscheidungen mitmacht oder nicht.


      Stimmgewichtung: Ab 2014 soll grundsätzlich das System der "doppelten Mehrheit" gelten, wonach für einen Mehrheitsbeschluss mindestens 55 Prozent der EU-Staaten stimmen müssen, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren.


      Auf Wunsch eines Staates kann das derzeitige System auch bis 2017 verlängert werden. Für eine Sperrminorität sind künftig fünf statt bisher vier Staaten erforderlich. Strittig blieb bis zuletzt die Forderung Polens, eine Aufschiebung von Beschlüssen bei knapper Verfehlung der Sperrminorität durch die "Ioannina-Formel" direkt im neuen Vertrag - und nicht in einer Erklärung - festzuschreiben.


      "Gelbe Karte": Nationale Parlamente können künftig Gesetzesvorschläge der EU-Kommission leichter zurückweisen, wenn Kompetenzen der EU-Staaten missachtet werden. Die Kommission muss den Entwurf dann rechtfertigen.

      Energie und Klimaschutz: Beide Bereiche werden als neue Themen in den EU-Vertrag aufgenommen. Eine allgemeine Klausel zu Energiesolidarität wurde auf Forderung von Polen und Litauen verankert.

      Solidaritätsklausel: Bei Terrorangriffen und Katastrophen versichern einander die EU-Staaten gegenseitigen Beistand.
      Vom wirklich grossen Wurf ist die Gesammtheit einfach noch weit entfernt. Vermutlich wäre es besser gewesen es vor vielen Jahren einfach und mit weniger Staaten zu starten als mit so vielen auf keinen gemeinsamen Nenner zu kommen.
      Kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen.
      Ich bin zwar froh das die endlich überhaupt was zusammen geschustert haben, aber das gelbe vom Ei ist das nicht ... und jeder weiss es, selbst wenn die es nicht zugeben.
      Das problem ist einfach das es Länder gibt denen es eigentlich so gefällt wie es jetzt ist und am liebsten nicht wirklich was ändern wollen , aber gezwungener massen mitmachen weil auch die wissen das es dann zerfällt und keinem geholfen ist. Wenn man dann schon mitmachen "muss" dann aber bitte zu den eigenen Bedingungen.
      Jetzt kann man nur noch Daumen drücken und hoffen das mit den neuen möglichkeiten endlich Reformen durchgeführt werden und der Apparat wieder in gang kommt.
      MfG Zyklon

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Zyklon“ ()

      Ich finde es hat aber mit der Grundidee eines vereinten Europa nichts mehr zu tun und im Endeffekt nervt diese ewige Rumtuerei wegen so vieler Kleinigkeiten. Es wurde im Endeffekt ein bürokratisches Monster geschaffen, dass keine Bindungskräfte mit seinen Bürgern hat und deswegen nützt wohl dieser Fortschritt auch nicht viel.
      Deswegen meinte ich ja ich hoffe das durch die Reformen endlich wieder schwung in die Bude kommt.
      Dadurch das entscheidungen einfacher gefällt werden können muss man es einfach nicht mehr jedem 100 % recht machen.
      Ich glaube es gibt einfach unterschiedliche Ansichten was ein vereintes Europa ist . Manchen reicht es genau so wie es jetzt ist , nur wird man an diesem Punkt nicht haltmachen können. Es würde dann über kurz oder lang einfach alles zusammen brechen, weil Europa im jetzigen Zustand unregierbar ist,über längere Zeit.
      Wenn sich jetzt nicht wirklich was ändert trotz Reformen,muss man sich aber Gedanken darüber was man wirklich will . Nur einen gemeinsamen Wirtschaftraum oder auch etwas was darüber Hinaus geht. Wie auch immer die Entscheidung dann ausfällt man sollte es dann aber auch richtig durchziehen und nur mit Ländern weitermachen die die gemeinsame Sache 100 % unterstützen um nicht wieder auf halber Strecke Flügellahm liegenzubleiben.
      MfG Zyklon
      Irland kippt den EU Reformvertrag!

      Der EU-Reformvertrag ist bei der Volksabstimmung in Irland gescheitert. Die Iren haben den Vertrag klar abgelehnt. In dem Referendum hätten 53,4 Prozent gegen den Vertrag gestimmt, 46,6 Prozent mit Ja, berichtete der öffentlich-rechtliche Rundfunk RTE unter Berufung auf das offizielle Endergebnis am Freitag.

      Der slowenische EU-Ratsvorsitz hat das Nein der Iren zum Vertrag von Lissabon "mit tiefstem Bedauern" zur Kenntnis genommen. "Trotzdem respektieren wir den demokratischen Willen der irischen Wähler", teilte EU-Ratspräsident Janez Jansa am Freitagnachmittag in einer Aussendung mit.

      Der EU-Reformvertrag sei aber "unbedingt nötig", damit Europa effizienter, demokratischer und transparenter werden kann, betonte der slowenische Premier.


      Wie soll diese leidige Geschichte jetzt weitergehen?
      Für mich ist klar, daß die EU sich viel zu schnell erweitert hat und die Menschen sich einfach mit diesem 27-Länder Moloch EU nicht mehr identifizieren.
      Ich stehe auch voll und ganz zu den Iren. Ich möchte das die verschiedenen Länder, bez. Nationen erhalten bleiben und das ganze nicht zu sehrverwässert wird. Das faszninierende von Europa ist doch eigentlich die viele verschiedenen bunten und unterschiedlichen Nationen, ist doch viel spannender als der große Einheitsbrei...
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      Diesen "Einheitsbrei", wie du ihn nennst, wirst du gar nicht miterleben. Das Ganze geht ja vorerst nur seinen politischen Weg Europa als Einheit zu betrachten und somit einen Gegenpol zu Amerika zu haben. Einen kulturellen Einheitsbrei zu bekommen, dass wird dauern. Ich bezweifel sogar, dass es jemals eintreten wird. Es wird zwar stark daran gearbeitet die Länder aneinander anzupassen, aber leider ist Deutschland einer der EU-Verlierer. Vor allem finanziell betrachtet.

      Dass die Iren sich gegen den Vertrag ausgesprochen haben finde ich sehr interessant. Einige Sachen finde ich auch bedenklich, z.B. Verkleinerte EU-Kommission: Ab 2014 werden nur noch zwei Drittel der EU-Staaten Kommissare in Brüssel stellen anstatt wie bisher alle. Um eine gleiche Vertretung aller zu garantieren, muss die EU noch ein Rotationssystem festlegen. diesen. Durch dieses System hätten wir fast sowas wie Wahlmänner in den US, einem der schlimmsten "demokratischen" Systeme überhaupt!
      a sixty ton angel falls to the earth
      a pile of old metal a radiant blur
      scars in the country, summer and her

      always the summers are slipping away
      porcupine tree

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